Ich möchte hier an Hand des Videospiels Bioshock zeigen, wie genial Videospiele den Menschen beeinflussen können, denn hin und wieder schaffen sie es famos, die vierte Wand zu durchbrechen und mit dem Spieler vor dem Bildschirm selbst zu spielen.
Bioshock spielt in den 60er Jahren und ist ein Ego-Shooter. Wir fliegen gerade über den Atlantik, als die Maschine plötzlich von Explosionen erschüttert wird und wir abstürzen. Als einzig Überlebender tauchen wir aus dem Wasser auf, sehen uns um und erkennen, dass sich nicht unweit von uns ein Leuchtturm mitten im Ozean befindet. Wir schwimmen also hin, entdecken eine Unterwasserkapsel und steigen ein. Die Fahrt geht los und vor uns offenbart sich die Unterwasserstadt Rapture, gegründet von Andrew Ryan (Referenz auf das Buch Atlas Shrugged).
Die Kapsel hätte eigentlich nur durch seine DNA aktiviert werden können, doch bevor wir uns darüber Gedanken machen können, stellt sich die Frage, wie es möglich war, diese Stadt überhaupt am Boden des Meeres zu errichten. Die Antwort ist so einfach wie genial: Wegen der Politik und den Gesellschaftsstrukturen, die in Rapture praktiziert werden, hätte die Stadt unmöglich an der Oberfläche erbaut werden können.
In Rapture wurde mit genverändernden Plasmiden experimentiert, welche, ganz nach Genesis, Adam und Eve heißen. Doch leider ging etwas schief und so wurden aus den Bewohnern eine Art Zombies. Nur wenige sind normal geblieben und so wird der Spieler nun von Atlas kontaktiert, der erklärt, dass eigentlich Andew Ryan der Böse ist. Wenn wir Ryan töten, so hilft uns Atlas zu entkommen. Um dies bewerkstelligen zu können, bittet er: „Wärst du so freundlich, hebst die Spritze dort vor dir vom Boden auf und jagst sie dir in den Blutkreislauf.“ So werden die Plasmide auch in uns aktiviert und wir werden zum Übermenschen.
An dieser Stelle habe ich das Spiel das erste Mal abgebrochen, da ich der Meinung war, der Regisseur will mich hier verarschen. Ich stürze über dem Atlantik ab, überlebe zufällig als einziger, zufällig neben einem Leuchtturm mitten am Ozean, wo zufällig eine Kapsel in eine Unterwasserstadt führt. Und nun soll ich mir noch eine Spritze ins Blut jagen, die am Boden rumliegt, wo ich doch weiß, dass ich dann zu einem Zombie werden kann. Doch ohne der Spritze komme ich im Spiel nicht voran.
Als ich dann doch weitergespielt habe, sagte Atlas: „Wärst du mal so freundlich und tötest auf deinem Weg noch den Arzt, die Forscherin und so weiter.“ Als ich auf einer Wand den Satz mit Blut geschrieben sah, „Would you kindly“, hab ich mich schon gewundert, da ich mir die ganze Zeit gedacht habe: „Wärst du so freundlich …“ ist ja eine ziemlich dumme Wortwahl, wenn ich dir anschließend einen Mordauftrag gebe. Dennoch habe ich nicht alle Informationen miteinander verbunden.
Als wir dann mit einem Schraubenschlüssel Ryan gegenüber stehen und ihn töten wollen, sagt er: „Wärst du so freundlich und würdest die Waffe fallenlassen.“ Prompt gehorchen wir ihm und ich verstehe endlich. Alles, vom Absturz weg bis nach Rapture war geplant, wir sind genetisch mit Ryan verbunden, weswegen wir die Kapsel aktivieren konnten und wir sind psychologisch auf eine Phrase programmiert worden. Und so müssen wir alles tun, was jemand sagt, wenn er den Satz mit „Wärst du so freundlich“ beginnt.
Jedes Videospiel gibt eine gewisse Art und Weise vor, wie man es spielt und einen Weg, den man gehen soll/muss. In Bioshock können wir uns als Spieler entscheiden, uns gegen die Hypnose zu wehren. Dafür müssen wir das Spiel jedoch ausschalten und dürfen nie wieder weiterspielen. Oder wir beugen uns dem Spiel, so wie sich unser Charakter seiner Programmierung/Hypnose beugen muss.
BioShock: Wie sehr können uns Videospiele beeinflussen? (Gefährliches Halbwissen 154)
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