Ein Quantum Trost (Die Geschichte von James Bond)


James Bond steht in „Ein Quantum Trost“ noch immer verloren am Comer See in Italien, kaut wie ein typsicherer Italiener an einer Pizza Hawaii, die Mr. White nach seinem Beinschuss schnell für ihn gebacken hat und liefert sich eine geschmeidige Verfolgungsjagd. Endlich kann M jemanden verhören, doch die geheime Organisation, wir nennen sie der einfachhalber nach einer willkürlichen Buchstabenreihenfolge, ich schlage SPECTRE vor, hat den MI6 unterwandert. So kann White fliehen und M wird abermals um ihr geliebtes Verhör gebracht, was sie langsam wirklich stinkig macht.
„Ein Quantum Trost“ ist wesentlich kürzer als sein Vorgänger, vermeidet geschickt nostalgische Momente wie Bonds Vorstellung, das Gunbarrel-Intro, die Gadgets und die Bestellung des Wodka Martini, der eigentlich ein mit Wodka verdünnter Gin ist. Dafür folgt eine Hommage nach der anderen. Da die Le Parkour Verfolgung letztes Mal so gut funktioniert hat, wird sie einfach wieder, jedoch ohne Parkour, dafür mit Luftseilakrobatik alla Riddick. Wenn ihr glaubt, dass das wenig Sinn macht, sind wir schon zu zweit. Ach ja: Und die Farben der Antagonisten wie White und Green sind eine Hommage an Ian Flamings Fabel Antagonisten nach Körperteilen zu benennen. Goldfinger, Beißer und der allseits beliebte Graf Lippe.
Der MI6 verfolgt das Geld des Verräters, welches wiederum mit dem von Le Chiffre ident ist, nach Haiti. Bond flattert los, tötet dort mehr zufällig einen Geologen, der die bolivische Agentin Camille töten soll, die Bond somit kennenlernt. Sie schläft mit Mr. Green, der mit General Medrano, unserem Kolumbianer des Vertrauens, Geschäfte macht, der wiederum Camilles Eltern getötet hat, die sich wiederum rächen möchte. Green wird die Regierung in Bolivien stürzen, damit Medrano an die Macht kommt, der ihm dafür einen scheinbar unbedeutenden Teil des Landes überschreiben soll. Wenn ihr jetzt glaubt, dass das kompliziert ist, habt ihr die Penne ins Loch getroffen. Dafür wird der Plot im Film besonders unstrukturiert erzählt.
Bond ignoriert schon wieder verdächtig viele Kugeln, die auf ihn abgefeuert werden und bringt Camille um ihre Rache. Mr. Green verhandelt außerdem noch mit Mr. Beam von der CIA, eine Hommage an Rowan Atkinson von „Sag niemals nie“. Schließlich treffen sich alle Schurken von SPECTRE auf einen gemütlichen Plausch in der Bregenzer Oper, damit sie Bond endlich fotografieren und damit identifizieren kann. Ein Teams-Meeting ohne Kameras wäre wahrscheinlich sicherer gewesen. In der anschließenden Schießerei wirft Bond den dubiosen Leibwächter des britischen Premierministers vom Dach, eine Hommage an „Der Spion, der mich liebt“ mit einem späteren Hinweis auf Kairo..
Bond wird der eigentliche Mord in die Schuhe geschoben und England glaubt schon wieder an seinen Verrat. Unser Held taucht unter und bittet bei einer typisch italienischen Kebap-Pizza Mathis um Hilfe, der ihn im letzten Teil nun doch nicht verraten hat. Bond hat ihn also zu Unrecht foltern lassen, weshalb er ihm nun anstandslos hilft. Ganz zufällig ist Mathis auch noch Experte für Südamerika und fliegt mit nach Bolivien, wo er sogleich getötet wird. Klingt komisch und das ist es auch.
Unser flüchtender Agent soll von der britischen Bürokraft Strawberry, also Erdbeerchen, zurück nach London gebracht werden, was, überraschender Weise, nicht mit einem Rückflug, sondern mit der Untersuchung ihrer Erdbeere endet. Er checkt nach einer kurzen Diskussion in einem Hotel ein und besucht Greens Benefizveranstaltung, bei der auch Camille wiederauftaucht. Bond und Camille chartern ein Flugzeug, düsen über Greens wertloses Land, werden abgeschossen, landen bei den Millionen von Quadratkilometer ganz zufällig direkt neben einem unterirdischen, künstlichen Staudamm und verstehen endlich, was gespielt wird. Glück muss man eben haben. Green hat eine künstliche Dürre erzeugt und möchte nach Medranos Übernahme das aufgestaute Wasser teuer an das Land verkaufen. Und das ist auch schon der ganze sinistere Plan. Etwas aufwendig, für ein paar Moneten.
Nachdem sie in die Zivilisation zurückgekehrt sind und nun auch noch Erdbeerchen die Erdbeeren von unten sieht, will der MI6 Bond mit richtigen Agenten festnehmen. Doch dieser verspürt im Moment nicht die geringste Lust und flieht. Er nimmt Kontakt mit Felix Leiter von der CIA auf, der sich gegen seinen korrupten Vorgesetzten Mr. Beam stellt und vom nächsten Treffen von Mr. Green und Medrano in einem Hotel in der Wüste berichtet. Wer checkt dort üblicherweise ein? Die Sandwürmer aus Dune?
Bond und Camille infiltrieren das perfekt verteidigte Gebäude in dem offenen Wüstengelände ohne Probleme, Ninja müsste man eben sein, und töten unsere beiden Antagonisten. Beam wird gefeuert, Felix übernimmt seine Position und Bond ist rehabilitiert. Ich weiß jetzt nicht so genau, was ein britischer Geheimagent mit den Wasservorräten in Bolivien zu tun hat, aber in irgendeinem Universum wird das schon Sinn machen.
Bond leidet noch immer unter dem Verrat von Vesper, findet ihren Ex-Freund in Russland und erkennt, dass er beruflich Frauen in Schlüsselpositionen verführt und manipuliert. Anstatt ihn zu töten, nimmt er ihn tatsächlich gefangen und endlich hat M jemanden, den sie verhören kann. Vespers Geliebter war also ein Verräter, was Bond ein Quantum Trost spenden soll. Schön, aber da die holde Maid das ja nicht wusste, hat sie Bond ihre Liebe und Leidenschaft trotzdem nur vorgespielt und ihn verraten. Trost ist da schon ein großes Wort. Wir haben also einen mehr als nebensächlichen Plot in Bolivien, dem Zentrum des terroristischen Vergnügens und einen Hauch von Gefühlen. Nach dem starken Reboot von Casino Royal ziemlich dünn.

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