Anschließend folgten die Essensausgabe von Presspappe mit Holzwürmern und eine intensive Raucherpause. Am Nachmittag stand dann Täuschen und Tarnen auf dem Programm und nur Bruno schien Bedenken zu haben.
Doch der Ausbilder glänzte mit seinem fulminanten wissen: „Geometrische Formen wie Stahlhelm und Sturmgewehr kommen auf der Heide zu selten vor und können vom hinterlistigen Feind leicht entdeckt werden.
Durch eine geschickte Technik tarnt nun der geübte Soldat geometrische Formen mit Zweigen und Blättern und passt ihre Umrisse so der Natur an. Ähnlich verhält es sich mit der Hautfarbe, weshalb ich Ihnen nun Tarnfarben aushändige.“
Die angehenden Soldaten begannen sich also gegenseitig zu schminken und ihre Kleidung zu verzieren und richteten dabei ihre Kammeraden aus. Anschließend spielten sie Verstecken, um ihr Handwerk in Extremsituationen zu testen.
Und dann begann der Ernst des Abends, denn genau ab Punkt fünf Uhr mussten alle Gruppen ihre Stellungen bezogen haben. Ab dann waren sie verfeindet, mussten sich gegenseitig ausspionieren und sich mit der nur ein wenig tödlichen K-Munition gegenseitig abknallen.
Bruno übernahm eine kleine Gruppe, schlich an den russischen Feind, also an die unerfahrenen Soldaten des Nachbarzimmers heran und begann zu feuern. Der Sieg war zum Greifen nahe, wenn nur der Kommandant Sperrfeuer geben würde.
Wie Rambo im Supermarkt kämpfte sich der Kommandant durch die Bäume, sprang hinter eine Deckung und drückte ab. Leider ohne Effekt, da er seine Waffe so gründlich getarnt hatte, dass diese nicht mehr feuern konnte.
In Windeseile versuchte der Kommandant Äste aus seinem Lauf zu pulen und seinen Abzug von Blättern und Schlingpflanzen zu befreien, doch es war zu spät. Bruno und seine Gruppe wurden eingekesselt und vernichtend geschlagen.
Mit eingezogenen Schwänzen kehrten Bruno und seine Kammeraden in ihre Lager zurück, während es zu regnen begann. Der Kommandant analysierte ihre Unfähigkeit und befahl, dass sie sich nun endlich für die Nacht vorbereiten sollten.
Die angehenden Soldaten begannen also einen Schützengraben auszuheben und nahmen ihre Regenmäntel und ihre Stangen um Zweimannzelte aufzubauen. Als Bruno seinen Kommandanten erklärte, dass sein Zelt relativ undicht sei, meinte dieser: „Das ist kein Zelt.“
Die kleine Gruppe verbrachte die anschließende Nacht in einem Schützengraben, der bald bis zu den Schultern mit Eiswasser gefüllt war und die anschließende Woche mit einer Lungenentzündung im Krankenrevier, während ihr Kommandant zu einer anderen Stelle versetzt wurde.
Jetzt mal frei von der Leber. Bei meinem ersten Kampftag feuerte einer meiner Kammeraden im Kreis tatsächlich auf uns alle, nachdem er sich erschreckt hatte und zwei Kommandanten schafften es nicht zu zählen und Gerade von Ungerade zu unterscheiden.
Bis wir uns alle gleichmäßig seitliche vom Weg verteilt hatten, dauerte es zweieinhalb Stunden und das lag ausnahmsweise nicht an der Inkompetenz der Soldaten.
Was ist euch bei eurem ersten Kampftag widerfahren?