Papier ist geduldig, wenn es in Stein gemeißelt wird! (MCPM 029)


Papier ist geduldig, brennt jedoch hervorragend und kann auch leicht verloren gehen. Wer schreibt der bleibt, zumindest wenn es in Stein gemeißelt wird. Wohin hat sich unsere schriftliche Kommunikation und Aufbewahrung eigentlich entwickelt?
Die alten Ägypter galten als große Baumeister in einer weit entwickelten Kultur, wobei die blumige Schrift noch in den bilderhaften Kinderschuhen steckte und die breite Masse des Volkes nicht gerade einen Hochschulabschluss besaß.
Die Hieroglyphen waren charakteristische Icons, verhinderten jedoch schriftstellerische Spannungskurven. Die Schriftgelehrten waren ohnehin rar gesät, weshalb die PR-Agenturen der Pharaonen auf Mundpropaganda zurückgreifen mussten, um dem Volk die Göttlichkeit seiner Herrscher näherzubringen.
Neben den mündlichen Überlieferungen bewehrten sich für weltliche Führer Methoden wie Haft und Folter, welche jedoch beim Volk auf Missgunst stießen. Die Menschheit durfte ihre ersten Aufstände verbuchen.
Schließlich wurde Papyrus erfunden, damit die Ägypter endlich nicht mehr umständlich Pyramiden errichten mussten, um auf dessen steinernen Wänden die Geschichten ihrer Pharaonen verewigen zu können, damit auch jeder weiß, wann der zukünftige Gottgesandte das erste Mal alleine auf sein Steintöpfchen gegangen ist.
Gelehrte, Philosophen und Propagandamanager sinnierten fröhlich auf Pergamentrollen umher und suchten verzweifelt nach Lesern. Schließlich mussten sie sich damit begnügen, dass sie ihre geistigen Ergüsse wohl lediglich für die Nachwelt festhalten würden.
Der Grundstein für die Verbreitung und Aufbewahrung von Informationen war gelegt worden, schien jedoch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Menschheit forschte weiter und bald wurden aus Zeichnungen Schrift und aus Bäumen Papier.
Selbst Asterix und die Römer hörten irgendwann einmal auf in Stein zu meißeln, während sich die Welt an den Merseburger Zaubersprüchen ergötze. Als dann endlich der Buchdruck erfunden wurde, liefen die Pressen heiß, wodurch die Heilige Schrift endlich angemessene Verbreitung fand – Ihr Sünder!
Langsam aber sicher lernten die Menschen Lesen und Schreiben, was heutzutage ein wenig zu stagnieren scheint, und begannen mit einem Gedankenaustausch mittels Briefen über weite Entfernungen.
Einen Brief zu schreiben, zu kuvertieren und letztendlich zu verschicken nahm einige Zeit in Anspruch, weshalb sich der Verfasser Änderungen in Ruhe überlegen konnte. Papier ist eben geduldig.
Nach den Büchern schenkte uns die Menschheit das Unterhaltungsmedium Zeitung, bei dem mit akribischer Aufopferung versucht wird, jede tatsächliche Information zu umgehen, während Propaganda betrieben wird.
Wissenschaftler erfanden das Telegrafieren und schließlich das Telefon, bis sich das digitale Zeitalter mit neuen, heimtückischen Problemen erhob. Die Menschheit begann in Sekundenschnelle via SMS, E-Mail und What`s App schriftlich zu kommunizieren.
Der Senden-Knopf wurde oft schneller gedrückt als das Hirn einiger Nachrichtenverfasser denken konnte und da digitale Buchstaben weder Emotionen noch Sarkasmus kannten, versuchten sich die Schreiber mit rudelhaften Satzzeichen zu helfen.
Die ersten Freundschaften und Beziehungen fanden ein überraschend schnelles Ende und bald waren die Köpfe der Menschheit gefragt. Nach jahrelangen, schlaflosen Forschungen wurde endlich der Smiley erfunden und dekadent vermehrt und angepasst.
Und schon können intuitiv-spontane Verfasser schreiben, was auch immer sie wollten, solange sie nicht auf das kleine Gesicht am Ende vergaßen, das dem Leser erklärte, wie er den Text zu verstehen hatte, du Idiot! J
Papier ist geduldig, SMS sind es nicht und weder Papyrus, Papier noch digitale Speichermedien sind für die Ewigkeit erdacht worden. Cern begann also zu forschen und erkannte, dass ein besonders nachhaltiges Speichermedium auf unserem Planeten tatsächlich Stein wäre.
Die Menschheit ist also gerade dabei ihre fundamentalen Ergüsse mittels Hieroglyphen in Form von Smileys in Stein zu meißeln.

Worin seht ihr Vorteile und wo Probleme, könnte die Menschheit ihr gesammeltes Wissen und ihre digitalen Schöpfungen für die Ewigkeit speichern und verfügbar machen?

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