Obwohl Wissenschaftler einige Zeit lang geglaubt haben, dass man ein Schädelhirntrauma davontragen würde, wenn man mit der Eisenbahn reist, da sich diese so unglaublich schnell fortbewegen würde, erhebt sich der Mensch heutzutage mit weitaus höheren Geschwindigkeiten in die Lüfte.
Inzwischen weisen Flughäfen und Flugzeuge die volle Bandbreite von maximalem Service bis hin zu „Verlassen Sie das Flugzeug oder das Sicherheitspersonal schlägt Ihnen die Zähne aus!“ auf. Grund genug, sich diesem Thema einmal zu widmen.
Endlich Urlaub, juhu! Meine Freundin und ich erreichen früh morgens das Flughafengelände und schlendern nach draußen, wo die Schlange beginnt, stehen uns eine gemütliche Stunde die Beine in den Bauch, kommen endlich gemeinsam zum Schalter und übergeben gemeinsam unsere gemeinsamen Unterlagen.
Die Tante fertigt uns unfreundlich ab, überreicht uns die Boardkarten und will schon die nächsten zu sich rufen, als meine Freundin fragt: „Warum haben Sie uns nicht zwei Plätze nebeneinander gegeben?“ Die Tante: „Na das hätten Sie eher sagen müssen. Kann ich doch nicht wissen, dass Sie zusammen sitzen wollen.“
Aber auch solche klugen Menschen brauchen einen Job, also schlendern wir wieder nach draußen, wo die Schlange für den Metalldetektor beginnt, warten eine weitere Stunde und treffen erneut auf eine überaus freundliche Mitarbeiterin: „Haben Sie einen Laptop dabei?“ „Ja, hier in meinem Laptoprucksack.“
Sie nickt, nimmt meinen Rucksack und schiebt ihn ohne eine weitere Miene zu verziehen durch den Metalldetektor. Die dritte freundliche Tante erwartet mich auf der anderen Seite und fährt mich an: „Warum haben Sie nicht gesagt, dass sie einen Laptop in Ihrem Laptoprucksack haben?“ Sofort folgt ein Drogentest.
Nach diesem entspannten Check In schlendern wir weiter zu den Restaurants, wo sich unsere Münder vor Staunen öffnen: Der große Jamie Oliver kocht höchst persönlich am Wiener Flughafen.
Zumindest hoffe ich, dass Jamie persönlich anwesend ist, denn alles andere in diesem Restaurant hätte seinen Namen nicht gebraucht. Weder das Design der drei Standard-Salate, noch die verdrießliche Pizza lassen einen berühmten Koch erahnen. Das Essen scheint die Leute nicht so richtig überzeugen zu wollen. Es schmeckt „interessant“ und ist dafür teuer. Nach einem Salat geben wir auf. „Shame on you, Jamie!“
Eineinhalb Stunden später befinden wir uns in Frankfurt, wo sich uns zwei Kontrollhäuschen in den Weg stellen. Zwei Regengesichter, die der Inbegriff der Abwesenheit von Freude sind, verrichten ihren Dienst.
Die beiden Trauerklöße sehen simultan auf unsere Boardkarten für den weiteren Flug, sehen sich gegenseitig an und beginnen aus tiefstem Herzen zu lachen. „Den Weg könnt ihr unmöglich bis zum Abflug schaffen. Da würde ich mich aber beeilen!“
Das Gate war zwar nur knapp 200 Meter entfernt, doch man muss wissen, dass Flughafenarchitekten noch nie etwas von Luftlinie gehört haben und Wege ausschließlich so planten, dass möglichst viele Geschäfte platzfinden. Wir hasten also eine Stunde lang durch Gänge und überteuerte Shops, bis wir völlig erschöpft unser Gate erreichen.
Die Anzeige springt um und wir erfahren, dass unser Flug drei Stunden Verspätung hat. Wie praktisch das jetzt zu erfahren! Zum Glück haben wir ja noch Hunger, danke Jamie, und beschließen uns etwas zum Essen zu holen.
Auch hier ist sämtliche Nahrung überteuert und sieht lebensfeindlich aus, aber das macht nichts, denn es ist schon später Nachmittag und alle Restaurants schließen gerade. Wer isst schon am Wochenende gegen Abend bei Verspätung auf einem Flughafen? Mein Magen hält sich gerne an die Öffnungszeiten.
Wir beißen uns vor Hunger und Wut auf die Lippen, geben unser Gepäck zu unseren Verwandten und beschließen ein wenig umherzuschlendern um auf andere Gedanken zu kommen, während unser Bauch grummelt.
Der Frankfurter Flughafen scheint Humor zu besitzen. Völlig spontan werden plötzlich Sperren zwischen uns und unserem Gate aufgebaut und eine zufällige Kontrolle beginnt. Unsere Boardkarten und Pässe befinden sich bei unseren Verwandten. Großartig.
Die Zeit bis zum Abflug verging schnell, denn wir hatten viel mit den örtlichen Beamten zu besprechen und als wir endlich unser Gate erreicht hatten und in den Flieger einsteigen durften, wurde dieser von vorne nach hinten gefüllt. Wer hat sich bitte das einfallen lassen?
Flughäfen dieser Welt haben eine ganz eigene Dynamik. Massen von Menschen schlendern gelangweilt durch die Gänge, warten übermüdet auf ihren Anschlussflug, stehen sich genervt die Beine in kilometerlangen Schlangen in den Bauch oder hetzen verschwitzt von Schalter A0 zu Schalter Z99.
Das Personal ist augenscheinlich der Meinung, dass sachliche Informationen überbewertet werden, die Menschen beim Anstehen wenigstens unterhalten sind und nutzen die Notsituationen mit Preisen jenseits von Gut und Böse aus.
Was ist euch so auf den Flughäfen dieser Welt widerfahren?
2 Kommentare zu Flughäfen: Luxus und Abzocke (MCPM 042)