Vorbereitung zum Kampftag (MCPM 053)

Bruno konnte am Wochenende endlich ein wenig ausschlafen und mit seiner Freundin Kinderbasteln spielen. Und als er am Sonntag, nach langem Suchen, überraschender Weise wieder zurück in die Kaserne gefunden hatte, bekam er einen modischen Hut, auf dem eine Zielscheibe aufgedruckt war, damit ihn der Feind auch ja nicht verfehlen kann.
Anschließend mussten sich die Jungmänner in einer Reihe aufstellen und wurden über die Gefahr einer Schusswaffe aufgeklärt:
„Vor einigen Jahren entlud einer der Jungmänner bei der Wache seine Waffe vor dem Kommandanten, stellte sie wieder in den Ständer zurück und wartete, bis die Vertretung kam. Er witzelte ein wenig mit einem seiner Kammeraden herum, nahm zum Spaß seine Waffe wieder aus dem Ständer, repetierte und schoss seinem Kammeraden in den Kopf.
Er hatte die falsche Waffe erwischt. Waffen sind kein Spielzeug. Ihr müsst sie immer so behandeln, als wären sie mit scharfer Munition geladen. Wenn ich einen sehe, der auf einen seiner Kammeraden zielt, dann bekommt er zwanzig Liegestütz aufgebrummt.“
Bruno wollte schon einschreiten und dem Kommandanten ins Gewissen reden, nicht derartig drakonische Strafen für die bloße Gefährdung eines Menschenlebens auszusprechen, hielt sich jedoch zurück und beobachtete, wie der Vorgesetzte dem dümmsten aller Soldaten, Herrn Duff-Duff, seine Waffe mit folgenden Worten übergab: „So klein und darf schon eine Waffe haben!“
Bald waren alle Soldaten ausgestattet. Und an dieser Stelle gilt mein Dank unserem Staat, der die hervorragende Idee hatte, sogar Psychopaten und Absolventen von Schulen für verhaltensauffällige Kinder mit Mordinstrumenten auszustatten. Und nein, die Musterung würde diese Menschen nicht aussieben.
Kaum hatte also die bewaffnete Gruppe ihre Unterkunft erreicht, repetierte Duff-Duff, zielte auf Bruno und drückte ab. Als nichts geschah, lachten die anderen Soldaten, repetierten und begannen wie wild aufeinander zu schießen.
Der Kommandant kam und schon hagelte es unbarmherzige Liegestützte. Natürlich mussten nicht nur jene Liegestütz machen, die auf ihre Kammeraden gezielt und fiktiv gefeuert hatten, sondern auch jene, auf die geschossen wurde.
Wahrscheinlich dachten sich die Kommandanten, dass sie mit diesen Visagen eine Mitschuld treffen würde. Nach der vielen Anstrengung und einigen Entschuldigungen folgte eine kollektive Raucherpause, nicht, dass die jungen Burschen zu viel Kondition aufbauen würden.
Also mir ist ja bewusst, dass man als einfacher Soldat kein Krieger sondern Kanonenfutter ist, aber trotzdem, warum dürfen Soldaten rauchen? Sollte in diesem Beruf die Fitness nicht eine maßgebliche Rolle spielen? Oder glauben die immer noch, dass sich Teer nicht auf die Lunge auswirkt?
Anschließend folgte wieder ein Vortrag, bei dem einige Soldaten einschliefen und sofort wieder Liegestütz machen mussten. Als endlich einmal alle brav aufpassten, folgte wieder eine Pause in der heftig geraucht wurde. Belohnung muss sein.
Und als Bruno bei den weiteren Vorträgen ebenfalls müde wurde und darum bat, auch einige Liegenstütz machen zu dürfen, um wieder wach zu werden, wurde dies verweigert. Liegestütz dienen als Bestrafung und sind nicht zum Vergnügen erfunden worden. Das Militär ist also offensichtlich der Meinung, seine Soldaten mit Sport zu demütigen und zu bestrafen und sie mit Zigaretten zu belohnen. Geht’s noch?
Die Vorbereitungen zum ersten Kampftag waren nun fast abgeschlossen. Alles, was die neuen Soldaten noch brauchten, war ein Gespräch mit dem Kasernenpriester. Bruno fragte den Mann, wie er zu Waffen stünde und dieser erwiderte: „Das Militär ist für den Schutz da und die Waffen sind ein notwendiges Übel und dienen mehr der Dekoration, also Abschreckung!“ Ob Gott das auch so sieht?
Die Aufregung vor dem ersten Kampftag war groß und viele Soldaten ließen es sich nicht nehmen, die anderen über die bevorstehenden Strapazen zu informieren, bis sie in ein friedliches Schnarchen verfielen.
Nach guten zwei bis drei Stunden intensiven Halbschlafes wurde die Tagwache ausgerufen und die Kompetenz der Soldaten war offensichtlich. Das Zimmer begab sich geschlossen zum Speisesaal und stärkte sich mit hartem Teig, der mit den reichlich vorhandenen Feuerzeugen ein wenig gebacken wurde, trockenem Wasser und einem Schokoladenriegel aus dem ersten Weltkrieg. Die Riegel wurden augenscheinlich im Zweiten Weltkrieg verboten.
Anschließend wurde voller Vorfreude die dreißig Kilo schwere Ausrüstung gepackt, sollten die Soldaten einen spontanen Camping-Urlaub planen oder ein überraschender Atomangriff der umliegenden, feindlichen Dörfer erfolgen.
Gewissenhaft testeten die Jungmänner noch ihre Sturmgewehre und machten anschließend noch erlaubte Liegestütze, bis die 11,5-Tonner endlich mit ihrer Menschenfracht beladen werden konnten und die Lastkraftwagen los preschte…, rollten.

Was waren eure Erfahrungen nach der Eingewöhnungszeit?

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