Um die Natur der Spendenjäger vollständig ergründen zu können, nehme ich mir zwei wirkliche Freunde und wechsle die Stadt. Wir spazieren über eine Einkaufsstraße als Miss IQ-it-self kommt und einen meiner Freunde anspricht:
„Darf ich dir etwas über Greenpeace erzählen?“ Er schüttelt den Kopf, zeigt auf mich und meint ganz trocken: „Mir nicht, aber der Herr da drüben hätte Interesse.“ Wie von der Taranteln gestochen springt sie zu mir herüber und freut sich: „Du hättest also Interesse?“
Sie ignoriert mein „Nein“ und während ich mich noch Frage, ob das hier meine wahren Freunde sind, läuft IQ-it-self einen geschlagenen Kilometer rückwärts vor mir her, während meine angeblichen Freunde vor Lachen auf dem Boden hinterher kullern.
Ich sage nichts und gehe gerade weiter. Hin und wieder muss ich schmunzeln und hin und wieder weine ich. IQ-it-selfs Verwirrung steigt: „Der große Onkel da hat doch gesagt, du hättest Interesse.“ „Der große Onkel hat sich geirrt.“
Irgendwann erkennt sogar IQ-it-self, dass dies wohl eher nur ein Scherz war, entschuldigt sich und wünscht uns allen noch einen schönen Tag. Dann blickt sie sich um und wird kreidebleich. Ich weiß nicht, ob sie je wieder zu ihrem Wasserloch zurückgefunden hat.
Ahoi: Spendenjäger 3
Time goes on und ich treffe einen alten Schulkameraden, der mir erzählt, dass er kurz nach mir in die große Stadt gekommen ist. Ich frage ihn, wie es ihm gefällt und er antwortet: „Gut, aber mit dem Geld komme ich nicht ganz aus. Ich habe sechs Spendenverträge und kann mir kaum das Essen leisten, aber sie lassen mich nicht aus den Verträgen.“
Ich mutmaße einmal, dass Spendenjäger auf dem gleichen Niveau wie ihre Opfer sein müssen, versuche dies alles zu vergessen und lebe mein Leben weiter, bis es eines Tages an der Tür klingelt. Ich steige also aus der Dusche, küsse unfreiwillig den Boden, werfe mir ein Handtuch um und begebe mich zitternd zur Haustür, wo ich plötzlich angeschrien werde.
„Hallo. Schön dich nach so vielen Jahren wieder einmal zu sehen. Wie geht es dir?“ Und da ich in meinem Leben wöchentlich mit mehreren hundert Menschen zu tun habe, enden solche Sätze meist mit einem Schuldeingeständnis meinerseits, diese Person wirklich nicht erkannt zu haben, obwohl wir uns schon so lange kennen.
Doch die schauspielerische Leistung dieses, ich verrate es, Spendenjägers, lag noch weiter unter den Schuhsolen, also frage ich: „Was zur Hölle willst du, Komiker?“ Daraufhin fällt sein gut gebautes Kartenhaus in sich zusammen und er winkt ab:
„Das war nur ein Spaß, aber hör einmal zu. Ich bin vom Roten Kreuz und ich bin nicht so frech dich auf der Straße anzusprechen.“ Und während ich mein Handtuch richte und überlege, ob er mich absichtlich verarscht, balle ich unbewusst meine Fäuste.
Er weicht zurück und meint: „Ich könnte ja ein anderes Mal wieder kommen.“ „Könntest du, solltest du aber nicht.“ Woraufhin er mir ein halbes Jahr später seinen Kollegen vorbeischickt. Diese Mal habe ich Kleidung na und meine Toleranz hat sich inzwischen in blanke Aggression gewandelt.
Noch bevor er begann, sage ich: „Nein.“ Und wenn IQ-it-self einen dümmeren Bruder hat, dann ist es dieser Kerl. Er verläuft sich im Haus und läutet noch zwei weitere Male bei mir, woraufhin ich ihm höflich den Ausgang zeige.
Und wenn ich mir überlege, dass Vereine, die auf Spenen angewiesen sind, Firmen anstellen, die wiederum hauptsächlich Studenten anstellen und schlecht bezahlen, und dann noch die eigene Organisation finanizert werden muss, bevor Bedürftige von den Spenen provitieren, dann drängt sich mir nicht unbedingt das Wort Effektivität auf.