Klischees in Fantasybüchern (MCPM 065)

Tolkien setzte mit seinem Herr der Ringe nachhaltige Pfeiler für das Fantasygenre, das sich bald erheben würde und inzwischen wieder deutlich abgeflaut ist, glaubt man Verlagen und den Regalen in Buchläden.
Zwerge sind klein, stämmig und grummelig, leben in Minen, schmieden den lieben, langen Tag vor sich hin und lieben Schätze und Bier. Elfen sind groß und schlank gewachsen, haben feine Gesichtszüge, gebieten über Magie und scheißen gerne Klug. Und Orcs sind böse Monster, bei denen sich keiner moralische Gedanken beim Abschlachten machen muss.
Die Menschen stehen mit ihren ausgewogenen guten und schlechten Eigenschaften irgendwo in der Mitte und spielen immer eine ganz wichtige Rolle, während der oder die kindlichen Helden mit einem Sidekick gegen das klar definierte Böse genau das schaffen, was von Anfang an klar war. Der Ring kommt nach Mordor und alles wird gut.
Nur selten verläuft sich ein Antiheld in ein Buch und in den wenigsten Fällen wird von jenen Helden berichtet, die auf das Klischee hereingefallen sind, dass Drachen Jungfrauen gefangen halten, und ausziehen, um diese zu befreien.
Schon bald erhebt sich der Antagonist, der sich meist dadurch auszeichnet, dass er ausschließlich böse ist. Meist hat eine diffuse Bestimmung den noch unerfahrenen Protagonisten auserkoren, der selbst kaum glauben kann, dass er der Held des Abenteuers ist. In kürzester Zeit erlernt er durch seine Allroundtalentierung Fähigkeiten, für die andere Jahrzehnte benötigen.
Schnell bildet sich eine Abenteuergruppe, die bei der anstehenden Schitzeljagd von einem Ort zum anderen zieht und dort Abenteuer beschreitet, während drei amulett- oder steinartige Gegenstände für irgendein Artefakt gesammelt werden müssen.
Während sich stetig zwei Mitglieder der Gruppe, meist wegen Herkunft oder Rasse zanken, kommen sie in ein Gasthaus, in dessen Keller Gefahren lauern. Oder ist das nur in Computerrollenspielen so? Schließlich erhebt sich der Held aus der Unterschicht und einer der Gruppe muss sich für die gute Sache opfern.
In Fantasywelten tummeln sich hauptsächlich Diebe, Assassinen und Schurken, was alles das Gleiche ist. Dann kommt lange nichts, bis die Krieger, Paladine und Barbaren, die Magier und Hexen und die Druiden und Schamanen aus ihren Löchern hervorkriechen.
Fantasywelten triefen vor Magie, Alchemie und Artefakten, überdimensionalen Ratten, Spinnen, Drachen und anderen verstörenden Tieren und mindestens das halbe Tolkienrassenuniversum muss vertreten sein.
Die Waffen der Protagonisten benötigen immer seltsame Fantasynamen, die mit dem Zusatz Schatten oder Blut noch viel mysteriöser und gefährlicher klingen: Am Morgen vor der Schlacht, in der der Schattenkrieger seine Blutaxt in den Krieg führen wird, um die sagenumwobene Schattenblutkrone zurück zu erobern, isst er noch eine große Schüssel Schattenfrühstücksflocken. Für Orcs sind nur selten Namen über.
Eine gute Geschichte benötigt einen König oder zumindest einen Thron, der eine ganz wichtige Rolle spielt, während sich das Volk in Arm und Reich teilt und eine Intrige am Hof zur nächsten führt. Kaiser hingegen sind nur etwas für Märchen.
Tolkiens Palantir kommt in Form von Bestimmung, Weissagung, Vision und Orakel fast immer vor und je mehr Tolkien in einem Fantasybuch steckt, desto generischer ist meist die Geschichte. Oft sucht man vergebens nach Alleinstellungsmerkmalen.
Wahrlich schlechte Autoren unterjubeln uns Gegenwartsausdrücke wie, „ihre sanften Hände strichen erregt über den muskulösen Körper des verwegenen Kriegers, der nach Chanel No 8 duftete“, und produzieren in einem Quantitativwahn unzählige Buchteile einer längst abgeschlossenen Geschichte.
Doch am aller Schlimmsten sind die Interpretationen der Hobbits. Während Tolkien in seiner Genialität mit den Halblingen unschuldige, leicht unbeholfene, kampfunfähige Helden erschaffen hat, wollen heutige Autoren ihre Protagonisten von Kinderschuhen an erschaffen.
Hier spielt es keine Rolle, ob der Autor Mann oder Frau ist. Während alle anderen Mädchen Prinzessinnen werden wollen, erhebt sich der junge, meist weibliche Held durch seine Bestimmung aus der Gosse und wächst durch das Abenteuer heran.
Irgendwann vergisst der Autor, dass sein Held ein Kind ist und warum er sich für dafür entschieden hat. Schon können die kleinen Racker kämpfen, verlieben sich, haben Sex und sprechen, als wären sie Ende Dreißig. Ich bin der Kinder in Fantasybüchern überdrüssig.
Wenn ich noch einmal von einem jungen, auserwählten Mädchen lesen muss, wie es seine Tage bekommt und ihr ein zufälliger Erwachsener die Funktionsweisen ihres Körpers erklärt, spreche ich den Avada Kedavra Fluch über die gesamte Menschheit aus.

Beispiele: The Witcher, Mistborne, Nijura – Das Erbe der Elfenkrone, Unterland, Eragon, Harry Potter, Der Magier der Erdsee, Die Gilde der Schwarzen Magier, der Kinderdieb und mindestens fünf weitere Bücher, die ich schon verdrängt habe.

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3 Kommentare zu Klischees in Fantasybüchern (MCPM 065)

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