In unserer Wohngemeinschaft hatten wir einen kleinen Internetanbieter und alles war gut. Erst als ich umzog, wandte ich mich an einen der größten Anbieter Österreichs mit Internet, Fernsehen und einem aufgezwungenen Festnetzanschluss.
Der erste Termin wurde vom Verkäufer im Callcenter einfach nicht eingetragen und somit vergessen. Bis jemand kam, dauerte es dann einen weiteren Monat. Doch endlich hatte ich in meiner neuen Wohnung Fernsehen und Internet und konnte loslegen.
Zufällig geriet mir auch irgendwann ein antikes Telefon in die Hände, das ich spaßeshalber ansteckte und bemerkte, dass die Leitung nicht funktioniert. Ich rief also kurzer Hand bei der Servicelien an.
Hier sei erwähnt, dass dieses Kundenservice schon mehrere Auszeichnungen erhalten hat, die augenscheinlich von bezahlten Kritikern stammen könnten, die möglicherweise selbst ein Konkurrenzprodukt verwenden.
Anfangs muss man sich mehrere Minuten mit den Nummerntasten durch unzählige Menüs wählen, bis man endlich die richtige Abteilung erreicht. Wenn dort jedoch zu viel los ist, so kommt man nicht in einer Warteschleife, sondern das System bittet dich, später anzurufen und legt auf.
Mehr zufällig erreichte ich nach Tagen einen Techniker, der mir erklärte, dass ich bis zur Behebung nichts zahlen müsste. Da ich ohnehin kein Festnetz benötigte, war ich eigentlich ganz froh darüber.
Als jedoch nach Monaten wieder einmal das Modem ausgefallen war und ich in eine der Außenstellen musste, konnte ich es mir nicht verkneifen und fragte nach meinem Festnetzanschluss.
Nachdem der Anschluss schon ein halbes Jahr lang nicht funktionierte, ist die folgende Aussage so verstörend, dass ich sie mir nicht hätte ausdenken können. Achtung Zitat: „Also so schnell geht das nicht. Um Ihre Festnetzleitung zu aktivieren, muss erst ein Techniker aus Indien kommen!“
Ich stand einige Zeit mit offenem Mund da, bis ich nachfragen konnte, ob ich das alles richtig verstanden hätte. Selbstsicher wiederholte der Mann seine Aussage, als hätte er mir gerade den Weg zum nächsten McDonalds auf der anderen Straßenseite erklärt.
Selbst wenn es in Europa keine kompetenten Techniker gäbe und Indien das Mekka der Festnetztelefonleitungen darstellen würde, würde ich einem Kunden auf keinen Fall sagen, dass wir von dort erst jemanden einfliegen müssen. Da das Festnetz jedoch auch in den Jahren danach nicht funktionierte, musste der Knabe wohl zu Fuß gehen.
Außerdem bot mein Internetanbieter jedem Neukunden verlockende Verträge, während mein Produkt immer älter und unattraktiver wurde. Ein Umstieg ist absolut unmöglich, doch es gibt einen Trick:
Man kündigt, wird kurz darauf vom Second-Level-Support angerufen und bekommt diverse Rabatte. Seit Jahren spiele ich also zu jedem Ende der Laufzeit das Kasperltheater: Ich kündige meinen Vertrag.
Als ich eines Tages noch ein kleines Zusatzpaket benötigte, erklärte der Mitarbeiter etwas über separate Bindungen. Ich wollte das Kasperltheater abkürzen, doch er verleugnete den Second-Level-Support und brachte mich dazu, endgültig zu kündigen.
Als beim nächsten Anbieter die Geschwindigkeit nicht passte, lieferte ich mir wieder einige nette Telefonate mit der neuen Serviceline, bis diese zugab, dass es ein Problem gibt. Schon am nächsten Tag erhielt ich E-Mail und SMS: Wir haben Ihr Problem gelöst. Sollten widererwartend Probleme auftauchen, rufen Sie bitte an.
Erwartend traten Problem auf und der Techniker sagte: „Ihre Probleme wurden tatsächlich gelöst. Wir haben in Ihrem Vertrag einfach ergänzt, dass die angebotene Geschwindigkeit nicht verfügbar ist!“
Internetanbieter (MCPM 066)
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