Alles nur noch Power Rangers (MCPM 067)

Es ist schwierig auf der Leinwand eine Schlacht zahlreicher Superhelden mit ihren übernatürlichen Mächten darzustellen, doch Peter Jackson hat beim Kampf zwischen Gandalf und Saruman gezeigt, dass der Zuschauer diesem Kräftemessen sehr wohl folgen kann, wenn alles gut inszeniert ist.
Bei Fantasyfilmen, Superhelden und Co stelle ich nicht das Universum an sich in Frage, denn dies ist die Grundlage für die Geschichte. Ich will, dass Superman fliegt und Hitzeblicke verschickt und Harry Potter zaubern kann, doch wer kann warum seinen Gegner den Stab entzaubern.
In den vergangenen Jahren musste ich mitansehen, wie Superman stundenlang gegen Kryptonit ankämpfte oder ihm in Sekundenschnelle erlag. Er konnte sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, doch Lois nicht aus den Klauen eines Verbrechers retten.
Warum läuft Harry Potter nicht expelliarmus-skandierend durch Voldemorts Reihen und warum entwaffnet Superman keinen Geiselnehmer, nachdem er in unter einer Sekunde drei Mal die Welt bereist und sich mit seinem Hitzeblick ein weiches Ei gekocht hat?
Bücher und Comics bieten für solche Probleme oft zahlreiche Erklärungen, weshalb wir Nerds uns mit unseren Göttern auf dem Big-Bang-Theroie-Olymp in den Schlaf diskutieren können. In Filmen hingegen vermisse ich solche Erklärungen schmerzlich.
Doch der Grund ist ganz einfach: Das Pacing, das Tempos, das Timing und die Spannungskurven regieren die Handlung. Hollywood steckt in der Sinnkriese und produziert Filme im sechsstelligen Bereich, da bei den Werbekosten nur actiongeladene Blockbuster richtig Kohle bringen.
Diese Filme benötigen eine seichte Story, nicht allzu viel Tiefgang, spannende Action und vor allem Kurzweile. Aus diesen Gründen macht sich niemand die Mühe Universen schlüssig zu erklären und Attribute und Fähigkeiten der Charaktere zu definieren.
Die Regisseurwillkür entscheidet unter dem heiligen Stern des Pacings, dass Thor den haushohen Dämon locker besiegt, dafür jedoch von einem Teaser aufgehalten wird. Loki stürzt neun Welten ins Chaos, kann jedoch mit haushaltsüblichen Handschellen leicht gebunden werden.
Charaktere verzichten aus Respekt vor dem Pacing oft auf ihre grundlegenden Fähigkeiten oder der Regisseur zaubert neue Mächte aus dem Hut und plötzlich kann Thor bessere Blitze schleudern und Kryptonier sterben an einem Genickbruch.
Die Power Rangers begannen jede Schlacht mit bloßen Fäusten. Doch wenn der Gegner zu stark war, zückten sie stufenweise ihre Waffen, holten ihre Kampfrobotertiere, vereinten sie zu einem größeren Tier, zogen noch größere Waffen und vereinten sie zu einer gigantischen Waffe.
Selbstredend ist es schwierig, fantastische Welten und übermächtige Charaktere zu beschreiben, doch nur dann kann der Zuseher wirklich mitfiebern, Vor- und Nachteile im Kampf erkennen, dem Geschehen folgen und sich an cleveren Strategien erfreuen.
Ein erweitertes Schere-Stein-Papier-Prinzip würde bei vielen Filmen schon reichen, damit der Zuseher wieder angehalten ist, mitzudenken und die Spannung würde steigen. Doch nach all den Jahren sind wir wieder bei den Power Rangers angelangt.

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