Die Corona-Ampel ist eine österreichische Erfindung, die ihres Gleichen sucht. Normalerweise habe ich ein Problem, muss Verordnungen erlassen und überlege, wie ich dieses am besten kommunizieren kann. Dann kommt mir der geniale Einfall, dass dies mit einem Ampelsystem möglich wäre. In Österreich läuft dies jedoch anders. Alle sitzen bei einem Meeting herum und überlegen, wie sie ihr Volk dieses Mal unterhalten können, als plötzlich jemand erklärt, dass wir ein Ampelsystem einführen. Der einzig Zurechnungsfähige an diesem Tag fragte wofür. Die Antwort kommt prompt: „Das überlegen wir uns später.“
Die Umsetzung der vier Ampelfarben dauerte über einen Monat. In dieser Zeit wurde deutlich kommuniziert, dass dieses System nicht als Einstufungsinformation gelten sollte, sondern, dass Maßnahmen mit den Farben verbunden wären. Dies nahm man als Ausrede für die lange Verwirklichungsdauer, da man die rechtlichen Grundlagen abklären müsste. Nun hat die Ampel jedoch keine rechtlichen Konsequenzen und es stellt sich die Frage, warum das alles so lange gedauert hat. Drei von vier Farben standen durch die Verkehrsampeln schon fest. Hat die Regierung tatsächlich über ein Monat gebrauch, um auf Orange zu kommen?
Auf der Ampel-Homepage stehen inzwischen nur noch allgemeine Sicherheitshinweise und der Gesundheitsminister erklärt, dass die Ampel natürlich nicht alle Wochen umgestellt werden würde. Dies klingt logisch, da auch Verkehrsampeln nicht den Verkehr direkt regeln, sondern nur alle paar Wochen die Farbe wechseln. Der liebe Mann nennt die Ampel auch ein professionelles, qualitatives Werkzeug. Und auch damit hat er Recht. Das Corona-Risiko auf vier Farben, wobei es übrigens keine für „Kein Risiko“ gibt, zu beschränken, ist natürlich viel professioneller und qualitativ hochwertiger, als jeder Region genaue Zahlen zuzuweisen. Wer würde schon behaupten, dass dieses System der Vereinfachung gilt?
Niemand in ganz Österreich scheint zu wissen, was diese Ampel eigentlich macht und kein Politiker sieht da die Schuld bei sich. Da es die Regierung aus Wahlkampfgründen wohl kaum wagen würde, die Schulen momentan erneut zu schließen, erfand man kurzer Hand eine eigene Ampel dafür und auf die Frage, wer entscheidet die Farbe, meinte der Gesundheitsminister: Bundesweit eher die Regierung. Eher ist ein Wort, das nichts mit einer klaren Kommunikation zu tun hat. Woher sollen Bürger wissen, ob die Regierung heute eher die Maßnahmen setzt oder doch eher setzen lässt?
Und obwohl die Corona-Ampel nun keinen offiziellen Effekt hat, so hat sie dennoch eine Wirkung. Die Ampel warnt andere Länder vor der Gefährlichkeit Österreichs, die irgendwie zu Recht behaupten: „Naja, wenn ihr euch schon selbst so risikoreich einstuft, dann verhängen wir eine Reisesperre.“ Liebe Regierung, da habt ihr wieder einmal ganze Arbeit geleistet.
Bilderquellen
https://www.gesundheit.gv.at/aktuelles/start-corona-ampel
https://www.meinbezirk.at/wien/c-lokales/die-corona-ampel-als-online-karte-mit-neuer-suchfunktion-fuer-deine-region_a4234020