2012 (Die Geschichte von)

Die Maya haben vorausgesagt, dass 2012 die Welt untergehen wird und ein Wissenschaftler findet nun Beweise, dass dies der Wahrheit entspricht. Die Reichen und Mächtigen beginnen vermeintlich Raumschiffe zu bauen, mit denen sie der Apokalypse entkommen können. Leider haben sich die Wissenschaftler und die Maya um ein paar Monate verrechnet und die Naturkatastrophen beginnen nun schon früher, um im Film Stress zu erzeugen. Auf die Mathematik dieser uralten Kulturen ist heutzutage einfach kein Verlass mehr. Außerdem fragt sich niemand, wohin diese ominösen Raumschiffe eigentlich fliegen sollen.
Während mal eben nebenbei acht Milliarden Menschen vernichtet werden, geht es hauptsächlich um Jack, der mit seiner geschiedenen Frau und seinen Kindern versucht, auf ein Raumschiff zu kommen. Er hat ein Buch geschrieben, dass sich in der größten Not alle Menschen moralisch korrekt verhalten würden, doch da dies niemand glauben konnte, hat er nur eine Handvoll Exemplare verkauft. Dies reicht uns Zusehern jedoch als Grund, dass wir Jacks Reise zu dem Raumschiffhangar verfolgen. Alle anderen Protagonisten sind eigentlich komplett unwichtig.
Jack und Co entkommen dem Untergang in Kalifornien, beim Yellowstone, in Las Vegas und einem Flugzeugabsturz direkt vor dem Hangar der Archen, hoch oben im Himalaya. So ein glücklicher Zufall. Die Fluchtszenen machen einen großen Teil des Films aus und sind dermaßen übertrieben und schwachsinnig, dass sogar Uwe Boll Fans mit den Augen rollen würden. Um Jack öffnet sich die Erde, stürzen Hochhäuser ein, explodieren Vulkane und Millionen anderer tödlicher Dinge verfehlen ihn immer genau um eine einzige Millisekunde. Dass viele Protagonisten nach der Verwüstung und während des Weltuntergangs ruhig schlafen oder ihren täglichen Geschäften nachgehen, hilft der Immersion des Films ebenfalls nicht.
Schon nach der ersten, absolut übertriebenen Szene schenkt man dem Regisseur Roland Emmerich kein Vertrauen mehr und die Erwartungshaltung sinkt ins Bodenlose. Nur deswegen überraschen die wenigen kreativen Ideen wie: Die Raumschiffe sind in Wahrheit Archen, die am geschmolzenen Eis der Erde schwimmen sollen. An diesem Punkt macht jedoch überhaupt nichts mehr Sinn. Der Film wollte uns sagen, dass nur die Reichen und Mächtigen mit Geld und Einfluss die wenigen Raumschiffe ermöglichen. Ein paar tausend Archen herzustellen und die zahlreichen Kreuzfahrtschiffe, die auf unseren Meeren herumtümpeln, umzubauen, um die Menschheit zu retten, kann ja nicht so schwer sein.
Der Film besticht weiter mit ungetrübter Logik. Eis verdrängt weniger Raum als Wasser, doch es gibt natürlich viele Eismassen außerhalb der Meere. Wenn das gesamte Eis schmilzt, wird sich der Meeresspiegel also sicherlich heben. Experten rechnen hier in Zentimetern, im schlimmsten Fall in Metern. Warum die Hangars im Himalaya auf die Flut warten, erschließt sich mir jetzt nicht so ganz. Dachte Emmerich, dass sich der Meeresspiegel mal so eben um acht Kilometer erhöht? Selbst wenn eine ganz tolle Welle kommt, geht sich das nicht ganz aus. Davon abgesehen können in diesen Höhenlagen wegen der dünnen Luft keine Helikopter mehr fliegen. Außerdem hätten die Menschen ein massives Problem mit der Atmung, da die Luft mit viel weniger Sauerstoff als gewohnt angereichert ist. Normalerweise muss man auf halber Höhe ein Monat verbringen, um sich zu akklimatisieren. Überraschenderweise kommt dies im Film nicht vor.
Jack und Co kommen durch absolut wahnwitziges Glück, das nicht einmal die hartgesottensten Actionfans verkraften können, ohne Pass auf eine der Archen. Obwohl noch genügend Zeit ist, schließt der Antagonist die Tore der parkenden Schiffe und überlässt die Passagiere draußen vermeintlich ihrem Schicksal. Dies nur, damit nun die Menschheit zeigen kann, dass sie sich in kritischen Momenten moralisch verhält. Im letzten Moment sprechen sich alle Nationen dafür aus, die verbliebenen Passagiere nun doch einsteigen zu lassen. Wenn das die gewaltige Aussage des Films ist, dann lausche ich lieber den Weisheiten von Schlaubi dem Schlumpf. Weiters drängt sich mir bei so tiefgreifender Moral die Frage auf, wer die Menschen sind, die hier eigentlich gerettet werden sollten. Die Reichen und Mächtigen, die durch Ausbeute der Menschen an Milliardenbeträge gekommen sind und die Menschheit verraten haben. Kein Wunder, dass sich Jacks Buch nicht verkauft hat.
Letztendlich stürmen auch die Arbeiter vor Ort in die Archen und sie wollen ablegen, doch ein Schlauch verwickelt sich im Getriebe und das Tor kann nicht geschlossen werden. Ich bezweifle, dass ein Schlauch das Getriebe von gigantischen Archen blockieren kann, die 400.000 Menschen aufnehmen können. Für die Dramaturgie bleibt Jack noch gefühlte zwanzig Minuten unter Wasser und entwirrt den Schlauch und Körperteile vom Stecher seiner Ex-Frau. Und nachdem acht Milliarden Menschen vernichtet wurden, kommt das Happy End. Das Jahr wird auf null zurückgesetzt und eine neue Zeitrechnung beginnt. Nennt mich kleinlich, aber nach 2012 Jahren die Zeitrechnung bereits zu rebooten, finde ich etwas früh. Das wäre so, als würdest du noch den alten Spider-Man drehen und das Reboot wird schon angekündigt. Ähm, war das nicht genau so?
Doch in erster Linie geht es um etwas vollkommen anderes. Roland Emmerich wollte zeigen, wie viel Geld man für einen Film ohne Handlung ausgeben kann. Mission erfüllt!

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