Warcaft: The Beginning – Der Film – Win oder Fail?

Es ist wirklich sehr schwer zu sagen, ob Warcraft: The Beginning ein Win oder Fail ist. Der Film konnte an den Kinokassen international überzeugen, doch da Hollywood im Ausland viel mehr Steuern zahlen muss, achtet es hauptsächlich auf die Ergebnisse im eigenen Land, wo das Machwerk floppte.
Einen Warcraft Film zu produzieren bringt einige gewaltige Probleme mit sich. Das Werk basiert auf dem ersten Warcraft Strategiespiel und dem Buch „Der Aufstieg der Horde“, muss jedoch das gesamte Franchise bedienen. Dieses umfasst inzwischen drei Strategiespiele mit Erweiterung, World of Warcraft mit acht Erweiterungen und einige Randprodukte. Die Hintergrundgeschichte ist ziemlich gigantisch und wurde dezidiert für Videospiele geschrieben. Sie reicht vom Fantasygenre über Steampunk bis hin zu Raumschiffen, die die Galaxie durchqueren. Peter Jackson hat an seiner „Herr der Ringe“ Buchverfilmung schon im Vorfeld über zehn Jahre gearbeitet. Auch Warcraft hätte diese Zeit für eine Filmumsetzung eines Visionärs mindestens benötigt. Grundlegendes muss angepasst, verändert und auch weggestrichen werden, ohne die Fans zu erzürnen. Spätestens hier sollte jedem klar sein, dass dies unmöglich ist. Stichwort Tom Bombadil.
Hier wurde eine klar Entscheidung getroffen, die viel weniger Vorbereitung benötigt. Der gesamte Film ist beinahe ein einziges Fanservice. In einer farbenfrohen CGI-Brachialgewalt werden ständig die Orte gewechselt, um so viel als irgend möglich zeigen zu können. Distanzen werden vorlagentypisch mit Flugtieren und Portalen überwunden oder vollkommen ignoriert. Wir werden mit Charakteren erschlagen und sogar Orktürme, ein Murloc und vieles mehr kommen vor. Für den Effekt werden jedoch berühmte Namen zurückgehalten, um sie dann vollkommen überraschend zu Massen zu nennen: Anduin Lothar, Goél – Thrall, Orgrim Doomhammer und einiges mehr. Dies sorgt für einen Wow-Effekt (Haha, Wortspiel), aber dient nicht gerade dem Verständnis.
Ein weiteres Problem bei einer Videospielumsetzung wird gerade bei diesem Franchise überaus deutlich. In Warcraft und World of Warcraft kann man sich einer von zwei Fraktionen, der Allianz oder der Horde anschließen. Somit sind die Zuseher schon von vorne herein gespalten und der Film darf sich weder auf die eine, noch auf die andere Seite stellen. Diese Herausforderung erscheint mir fast unmöglich, solange man nicht einen übergeordneten Feind wie Gul’dan einführt. Selbstverständlich wird schnell klar, wer der Böse ist und natürlich vermuten es schon einige. Die einzig richtige Entscheidung wäre selbstverständlich folgende gewesen: „For the Horde!“
Prinzipiell erklärt der Film sehr wenig. Zuseher, die nichts von den Spielen wissen, können die Bildgewalt sicherlich genießen, doch ich bin davon überzeugt, dass sie nicht mehr als zehn Prozent der Handlung verstehen können. Es wird nicht einmal versucht, die Kirimdor, die Wächter und vieles mehr zu erklären. Wächter haben eigentlich dimensionale Aufgaben, aber Azeroth scheint noch nicht viel davon zu wissen. Woher also der Zuseher?
Der Film tut alles, um Fans zu begeistern und will auch nichts Neues erzählen. Einige Punkte sind jedoch anzumerken, da man hier den Bogen etwas überspannt.

  • Medivh erschafft einen Golem zur Hausarbeit, was sogar für WOW etwas dekadent ist.
  • Medivhs Portal geht direkt ins Herzen von Sturmwind. Augenscheinlich gehen die Macher davon aus, dass jeder weiß, dass man nur Portale von der eigenen Fraktion verwenden kann. Für alle anderen Zuseher war es wohl ein Herzinfarktmoment, als am Ende direkt vor der Nase der Orkarmee ein Portal ins Herzen von Sturmwind erschaffen wurde. Einen besseren Überfall könnte man sich kaum wünschen.
  • Seit langem beschweren sich die Spieler bei WOW bei Raids, dass es zu viele Nahkämpfer gibt. Sprich: Es stehen einfach immer viel zu viele Charaktere am feindlichen Gegner dran. Dieser Fetisch wurde übernommen, da es trotz der zahlreichen Fernkampfcharaktere im Franchise kaum zu einer entsprechend taktischen Massenschlacht kommt.
  • Die Welt der Orks stirbt, weshalb sie durch ein Portal nach Azaroth gehen. Natürlich könnte sich jetzt die Allianz vereinen und die Angreifer töten, bevor alle angekommen sind und sich formiert haben. Doch dann wäre das Franchise auch schon wieder zu Ende.
  • Die Orks wundern sich über Magie, obwohl Gul’dan ständig zaubert und sie selbst davon heimgesucht werden.
  • Beim ersten größeren Kampf tötet das Fell alle Grünhäute. Dennoch überlebt Garona. Weil sie nur Halbgrün ist oder warum?
  • Da Geschosse in WOW ihr Ziel stets verfolgen, kann die Königin ohne weitere Bedenken zur feindlichen Garona gehen, die sie im Bruchteil einer Sekunde töten könnte. Lothar steht in weiter Entfernung mit einer Schusswaffe, die er immerhin schon zwei Mal abgefeuert hat. Ich sehe da kein Problem.
  • Die Chastzeit von Medivh beim Gespräch des Königs mit Durodan ist für eine Barriere wohl etwas übertrieben.
  • Die Orks fordern nun ihr Recht auf Azaroth, doch erkennen vollkommen überraschend, dass Gul’dan böse ist. Es kommt zum Mak’gora. Zitat vom WOW-Wiki: Das Mak’gora ist ein offizieller Kampf zweier Mitglieder der Horde. Traditionell wird im Lendenschurz und mit, von Schamanen gesegneten Waffen, bis zum Tode gekämpft. Der Grund kann ein Titel oder eine Kränkung sein. Und es darf keine Magie benutzt werden.
    Da es auch schon in den Spielen kaum ein Mak’gora gibt, das sich an die Regeln hält, interessiert das auch hier niemanden. Dennoch ist es lächerlich, dass Gul’dan so offensichtlich betrügen kann.
  • Am Ende möchte Anduin mit seinem Greif alleine die Leiche des Königs direkt aus der Armee der Orks holen. Man könnte es kaum mehr hindrehen, dass nun Anduin den Tod seines Sohns rächen darf.
  • Letztendlich wird Draka, die Frau von Durotan verfolgt und legt ihr Baby in einen Fluss, damit es entkommt. So funktioniert das nicht. Warum sollten die Verfolge es nicht einfach wieder aus dem Fluss holen? Ach ja und das Baby Go’el ist natürlich niemand anders als Thrall, der wichtigste nächste Kriegshäuptling.

Fans kann der Film sicherlich begeistern und andere Zuseher nähren sich von den etwas übertriebenen Effekten. Im Detail hat das Machwerk jedoch leider zu viele Fehler und keine klare Vision. Wenn ihr erraten habt, für welche Fraktion ich mich bei World of Warcraft entschieden habe, schreibt es in die Kommentare!

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3 Kommentare zu Warcaft: The Beginning – Der Film – Win oder Fail?

  1. Klebefolie sagt:

    Danke für die Bewertung des Filmes, werde es mir auch mal anschauen.

    Lg Alisa

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