Hier drinnen weiß ich wenigstens wo ich bin.
Rambo 2: Vom tiefschürfenden und ein wenig oberflächlich umgesetzten Buch zum fulminanten Actionspektakel mit Herz!
Nach dem kleinen Kollateralschaden und einem leicht lädierten Scheriff im ersten Teil, hat John Rambo eine Umschulung zum Sträfling genossen und arbeitet nun vergnügt in einem Steinbruch. Damit die Gefangenen auch nicht vergessen, wo sie sich befinden, informiert täglich ein Aufseher: „Ihr seid hier nicht zur Kur.“ Colonel Trautman, das Opfer und der wohl schlechteste Schauspieler der Reihe, hat sich im ersten Teil nicht gerade mit Rum bekleckert, doch nun bekommt er eine zweite Chance. Er besucht seine gut geölte Kampfmaschine im Knast und bietet ihm einen Spezialeinsatz zur Rehabilitation an. Der Computer hat Rambos Namen für die Suche nach Kriegsgefangenen in Vietnam ausgespuckt. Da fragt man sich, wie der Suchalgorithmus dafür ausgesehen hat: „Ehemalige Elitesoldaten, die jetzt im Gefängnis sitzen und nichts mehr zu verlieren haben!“ Trautmans Versagen setzt sich hier nahtlos fort, denn obwohl er Rambo versprochen hat zu helfen, hat er den Computer die Wahl treffen lassen. Wie wäre es mit: „Johnny, ich hab den Senat überredet dich zu schicken, damit du anschließend wieder in Freiheit einige Hühner bürsten kannst.“ Und im dritten Teil lässt sich das Opfer festnehmen und Rambo muss losgaloppieren, um den tollpatschigen Sidekick zu befreien. Ich weiß nicht, wer seinerzeit definiert hat, dass coole Helden jeden Auftrag zuerst ablehnen müssen, aber auch hier wird dieses heilige Gesetz geehrt. Rambo ziert sich einen unnötigen Moment, bis es endlich losgehen kann.
Unser Held fliegt zu einem Stützpunkt, von wo aus die Operation geleitet wird. Herr Murdock schmeißt den Laden, keult gerne in sein Schnuffeltuch und ist auch sonst ein eher fragwürdiger Charakter. Er instruiert Rambo, der sich im Dschungel mit seinem Kontakt Co Bao treffen soll, die ihn dann zum Zielgebiet bringt. Er soll dort lediglich ein einziges Lager observieren, was wohl maximal Meister Eder zufriedenstellen dürfte. Dort solle er, wenn zufällig vorhanden, lasziv leidende Kriegsgefangene knipsen. Ziemlicher Aufwand für ein extravagantes Fotoalbum, wenn man den Playboy um die Ecke kaufen kann. Unser Held ist über den Auftrag not amused. Er erkennt sofort die Inkompetenz des gesamten Masturbationsvereins und vertraut lediglich Trautman, warum auch immer, der noch naiv an den Blumen riecht.
Er wird mit der modernsten Ausrüstung ausgestattet. „Rambo, Sie können sich absolut sicher fühlen, weil Ihnen die am weitest entwickelten Waffen der Welt zur Verfügung stehen.“ Das kann ich vollkommen nachvollziehen. Wenn im Lager jemand mit einem Gameboy auf mich aufpasst, dann ist so ein Einsatz im feindlichen Gebiet quasi ein Spaziergang. Könnte auch eine Oma mit Krückstock erledigen, während das Team kollektiv Mütze-Glatze-Mütze-Glatze-Schneemann spielt. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. In Wahrheit möchte Murdock nur Fotos von einem leeren Lager, damit er den Senat beruhigen kann, während Rambo lediglich wegen seinem aufmunternden Charakter engagiert worden ist.
Unser Held hat 36 Stunden Zeit, um den Abholpunkt zu erreichen. Er soll über dem Treffpunkt mit Co abspringen, doch Murdocks Nudelwürger haben seine Ausrüstung nicht ordentlich zusammengezwirbelt, weshalb er schon beim Verlassen des Flugzeugs alles bis auf sein Messer und seinen Bogen verliert. Steile Truppe. Nach dem missglückten Absprung findet er sich irgendwo in Vietnam wieder, joggt durch den halben Dschungel und trifft endlich Co. Wieso kommen Sie so spät? Ich hing fest. Die beiden fahren auf einem romantischen Piratenschiff, lernen sich besser kennen und parlieren anschließend durch den Dschungel, bis sie schließlich das sinistere Lager der Vietkong erreichen. Just in diesem Moment kommt die wöchentliche Nutte, die augenscheinlich alleine das gesamte Fort durchreiten muss. Das nenne ich wirklich hart verdientes Geld.
Rambo fand den Auftrag von Anfang an verbesserungswürdig und pfeift bereits jetzt auf seine Befehle. Keine Befehle mehr! Der Schlawiner schleicht sich durchs feindliche Lager, verteilt seine Pfeile in den Köpfen und Körpern der Vietkongs und findet zur Überraschung aller lädierte, erkrankte Kriegsgefangene. Das hätte ich mir jetzt nicht gedacht. Ich war der festen Überzeugung, Rambo macht ein paar Fotos von leeren Käfigen und rauscht wieder ab.
Er denkt sich: „Bin ich schon mal hier, nehme ich mir doch gleich so einen Kriegsgefangenen mit.“ Gesagt getan. Erst am nächsten Tag bemerkt der aufmerksame Vietkong, dass ein Gefangener fehlt und ein halbes Dutzend Soldaten von ihrem Stoffwechsel befreit wurde. Sie schlagen Alarm und nehmen versiert die Verfolgung auf.
Rambo und Co, also die Frau Co, und der Kriegsgefangene fliehen mit dem Schiff über den Fluss und werden von den hinterlistigen Piraten verraten. Rambo findet das nicht gut und tut seinen Unmut kund, indem er den Korsaren einen Tunnel ins Face zimmert. Als dann noch ein Kanonenboot auftaucht, lässt er seine Gefährten über Bord springen, wo ich mir jetzt nicht sicher bin, ob sie im freien Wasser vor dem Maschinengewehr sicherer sind. Rambo zimmert das Piratenschiff in das Kanonenboot und sie entkommen. Er setzt alles auf eine Karte, trennt sich von Co und stürmt mit dem Gefangenen zum Treffpunkt. Dieser wurde vom Jodelverein selbstredend weise ausgewählt. Er befindet sich auf der Spitze eines Stufenplateaus, welches von ganz Vietnam aus zu sehen ist. Ein perfekter Ort zum Posen aber weniger, um unerkannt aufgenommen zu werden.
Unser Held kämpft sich bis an die Spitze und sieht den rettenden Helikopter nahen, doch nun interveniert wieder Trautman und alles geht den Bach runter. Anstatt die Aktion einfach durchzuziehen, funkt er Murdock an und erklärt, dass sich seine babygeölte Kriegsmaschine einen Gefangenen eingetreten hat. Murdock antwortet: „Ich befehle Ihnen abzubrechen.“
Hintergrund: Die USA verweigerte nach dem Krieg Reputationszahlungen an den Vietkong und dieser behielt die Kriegsgefangenen. Unser Hosenpuper sieht keine Notwendigkeit, den Senat durch unliebsame Fotos oder gar einen befreiten Gefangenen zu beunruhigen. Außerdem haben die Jungs ohnehin den Joker gezogen, denn sie leben den wahren “American Dream.” Als Ausbilder und Vorgesetzter von Rambo sollte Trautman doch schon das ein oder andere Mal eine Waffe in der Hand gehabt haben. Nun könnte er sich endlich für seinen Schützling einsetzen und den Helikopter zur Landung zwingen. Doch Pustekuchen. Er lässt sich übertölpeln und der Heli schraubt wieder gemütlich von dannen. Er stellt Murdock zur Rede, verliert erwartungsgemäß das Streitgespräch und zieht seinen einzigen Joker: „Sie machen hier einen Fehler. Sie vergessen Rambo.“ Und da platzt mir dann endgültig der Kragen. Der Sesselfurzer könnte vom Basiscamp aus Politiker bzw. hohe Militärs informieren und eine Rettungsaktion organisieren oder aber selbst seinen Allerwertesten bewegen und seinen Jungen aus der Hölle holen. Doch stattdessen klopft er flotte Sprüche und hofft, dass der gefangene Johnny alles irgendwie zum Guten wenden wird. Was für ein Held!
Rambo steht noch immer am Hochplateau, muss verzweifelt zusehen, wie der rettende Helikopter das Weite sucht und wird festgenommen. Da 1985 die Russen gerade als Antagonisten in Mode waren, tauchen nun vollkommen kontextlos, dafür auf streit gebürstete Iwans auf und nudeln Rambo ordentlich durch. Stallones Fesseln sind bei der Folter so locker, dass er aufpassen muss, nicht aus Versehen herauszurutschen. Co infiltriert derweilen als Freudenmädchen das Camp, während unser Held heroisch der Folter widersteht, bis er keine Lust mehr hat. Er funkt Murdock an, klärt diesen absolut ruhig über seine Absicht auf, ihm einen Tunnel in sein Face zu zimmern, Murdock. Ich hol Sie mir. Ich mach Sie kalt! statuiert schon einmal an einem Kommunisten ein Exempel und flieht. Er möchte sich zu irgendeiner Grenze durchschlagen, küsst Co und würde sie gerne mitnehmen, wenn sie nicht gleich darauf von einem Vietkong durchlöchert werden würde. Dem Rabauken wird aber auch keine einzige Minute Glück gegönnt.
Jetzt hat unser Held endgültig die Schnauze voll. Er nimmt sich noch die Zeit, ein Grab für seine Angeschossene zu schaufeln, bis er schließlich die Hölle entfesselt. Er filetiert abwechselnd Russen und Vietkong und bekommt schließlich sogar noch einen Helikopter der Wodkazecher spendiert. Die wollen aber auch nicht gewinnen. So schraubt sich unser Held ins Lager zurück und schlachtet die verbliebenen Feinde euphorisch ab, wobei es jetzt kein Fehler gewesen wäre, die Vietnamesen und Russen neben den Gefangenen ebenfalls als Menschen darzustellen. Schließlich befreit er alle Amerikaner und fliegt Richtung Basiscamp. Der Oberruski erhebt einen letzten Einspruch und packt seinen noch-viel-größeren Helikopter aus, doch Rambo zimmert ihm eine Rakete ins Face. Letztendlich erreicht unser Held mit den Gefangenen den Stützpunk.
Während diese versorgt werden, sucht er in aller Ruhe das konstruktive Gespräch mit Murdock und zimmert endlich auch ihm einen fetten Tunnel ins Face. Er erklärt patriotisch, dass Soldaten nur von ihrem Vaterland geliebt werden wollen, wo ich ihn leider aufklären muss, dass er sich dafür das falsche Vaterland ausgesucht hat. Dann lässt er Trautman im Regen stehen und reitet eingeölt in den Sonnenuntergang.
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Rambo 2 – Der Auftrag (Die Geschichte von Rambo)
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