Skyfall (Die Geschichte von James Bond)


James Bond erfreut uns im 23. Teil der Serie mit Skyfall, was der Name seines Elternhauses ist. Da bleiben keine Fragen mehr offen. Der böse Hoschi Patrice hat in Istanbul eine Festplatte mit den Namen aller Natoagenten gestohlen, wobei wir seit „Liebesgrüße aus Moskau“ wissen, dass Geheimdienstgeschäfte hauptsächlich am Bosporus abgewickelt werden. Bond kommt zum Geschehen und M zeigt sich von ihrer gewohnt warmherzigen Seite. Sie zwingt ihn, einen Kollegen verbluten zu lassen. Er verfolgt mit seiner neuen Kollegin Eve Patrice, während die Polizei auf Orangen ausrutscht. Nachdem ihn knapp 1000 Kugeln verfehlt haben, wird er vollkommen überraschend tatsächlich einmal getroffen, was ihn jedoch nur peripher tangiert. Er liefert sich mit dem Hoschi einen formidablen Zweikampf, netter Take Down an dieser Stelle, und wird dann auf Befehl von M aus Versehen von Eve weggesnipert. Ein typischer Montagmorgen eben. Während Patrice gemütlich entkommt, stürzt Bond gute acht Kilometer in die Tiefe, schlägt auf dem Wasser wie auf Beton auf, beschließt auch noch einen Wasserfall auf seiner Reise mitzunehmen und sinkt in sein nasses Grab.
Eigentlich könnte der Film an dieser Stelle enden, da mich der Rest ohne unseren Helden nicht besonders juckt. Doch der Streifen läuft ungeniert weiter. M schreibt Bonds Nachruf und wird zum Direktor zitiert, der Mallory heißt. Mallory, mit M am Anfang, möchte M nach der Pleite in Istanbul in den wohlverdienten Urlaub schicken. Ich glaube, ich bin einer Verschwörungstheorie auf der Spur. Doch unsere liebe Oma hat noch keine Lust auf das Altersheim und macht einfach weiter. Auf ihrem Weg ins MI6 Hauptquartier bekommt sie eine fragwürdige Nachricht und gleich darauf explodiert ihr Büro vor ihren Augen. Jemand dürfte es also zielsicher auf unsere Lady abgesehen haben und konnte den MI6 problemlos infiltrieren.
Vollkommen unverhofft taucht Bond wieder auf. Er hat sich bei dem kleinen Bumsera nur einen nervigen Muskelkater zugezogen, ist untergetaucht, versteckt regelmäßig seinen Dübel in einer namenlosen Statistin und trinkt mit Skorpionen. Alles, was Spione eben so im Krankenstand machen. Doch da nun M angegriffen wird, kehrt er leicht lädiert und betrunken zurück. Er taucht erneut in ihrer Privatwohnung auf, wofür sie vor Fürsorge nur so strotzt. Nur so am Rande: Wie, zur Hölle hat Bond die zwei Schüsse und die zwei Stürze überlebt? Bin ich der einzige, der sich dafür eine kurze Rückblende oder zumindest eine dezente Erwähnung wünscht? Oder ist er der verdammte Superman und hält die ganze Zeit nur schwer an sich?
Doch nun kann sich zumindest die Handlung in aller Ruhe entwickeln. Der MI6 zieht in Churchills ehemaligen Bunker um und Bond muss seine Aufnahmeprüfung zum Doppelnullagenten erneut absolvieren. Dafür macht er im Bunker ein paar Sit Ups, ein paar Klimmzüge und schießt auf ein Stück Papier. Der Aufnahmetest für die Lizenz zum Töten scheint überschaubar. Doch Bonds Fähigkeiten haben ob der tödlichen Verwundungen, wo ich noch immer nicht weiß, wie, verdammt noch einmal er überlebt hat, leicht gelitten und sein Zen steckt auf dem Weg ins Zentrum im Stau. Als dann noch der Psychologe beim Wortassoziationsspiel den Begriff Skyfall dropped, wird klar, dass unser Lieblingsagent die Aufnahmeprüfung nächstes Jahr wiederholen muss. Aber er war sehr bemüht.
Um wieder besser schießen zu können, schneidet sich Bond Patrices Kugel mit einem Butterbrotmesser aus der Brust und lässt die Splitter analysieren. Hat der MI6 kein Krankenhaus und noch nicht einmal einen Arzt oder glaubt Bond, dass er jetzt Rambo ist? Der näht sich auch ziemlich gerne selbst wieder zusammen. Unser Held flirtet noch ein bisschen mit seiner Mörderin Eve und wird von M wieder eingesetzt. Bond wird vom neuen Q ausgerüstet, doch erhält zu seiner Enttäuschung nur eine Walter PPK und einen herkömmlichen Sender.
Seit „Der Mann mit dem goldenen Colt“ besitzt jeder Bösewicht im Bonduniversum mit Rang und Namen eine eigene Kugelfabrik, damit seine Projektile nach den Attentaten auch zielsicher zu ihm zurückgeführt werden können. Und so erfahren sie von Patrice, der gerade in Shanghai arbeitet. Bond bummelt los, verfolgt ihn in ein Hochhaus, beobachtet seelenruhig einen Mord und tötet zum wiederholten Male aus Versehen sein Ziel, bevor er es verhören kann. Aber nach dem zehnten Mal rechnet selbst M nicht mehr damit.
Bond durchsucht unhöflicherweise Patrices Sachen und findet einen Pokerchip. Eve kommt auf einen kurzen Abstecher vorbei, rasiert unseren Helden, jedem sein eigener Fetisch, und geht mit ihm ins Casino. Dort lernt er rein zufällig die versklavte Stecherin des eigentlichen Antagonisten kennen, besteigt mit ihr eine Yacht, dann sie und besucht den Bösewicht am Nachmittag auf seiner Insel zu Kaffee und Kuchen. Es macht zwar nicht den geringsten Sinn, dass Bond über Patrice zur Sexsklavin des Antagonisten kommt und von dessen Yacht quasi abgeholt wird, aber er scheint sich drüber keine Sorgen zu machen. Warum sollte ein ehemaliges Mitglied des MI6 den gesamten Verein problemlos unterwandern können und warum hat Bond verdammt noch einmal eigentlich überhaupt überlebt?
Während der Plot inzwischen mehr Löcher als jeder Schweizer Käse aufweist, nutzt Bond seinen tollen Sender, wird festgenommen und dem charismatischen Antagonisten Long John Silva vorgeführt. Hätte er sich besser doch einmal Sorgen gemacht. Silva beginnt kontextlos und ohne gefragt zu werden, die voll geile Geschichte über Ratten zu erzählen. Er gibt sich als ehemaliger MI6 Agent zu erkennen und offenbart, dass unsere warmherzige Lieblingsoma ihre Mitarbeiter für ihre Ziele missbraucht. Quelle Surprise? Arbeitgeber benutzen ihre Arbeitnehmer für ihre Zwecke. Ich glaube, er ist da einer ganz heißen Sache auf der Spur.
Nachdem M am Schuss auf Bond und dem Tod seines Kollegen nicht ganz unschuldig war und ihn nun auch noch bei seinem Testergebnis belogen hat, hatten wir ja alle noch immer keine Ahnung. Gut, dass uns Silva aufklärt. Er behauptet, dass ihn M zu dem gemacht hat, was er heut ist, was, überraschenderweise, nicht gerade nach einem Kompliment klingt. Bond flirtet ein wenig mit Silva, dessen Mimik erschreckend an den Joker aus „The Dark Knight“ erinnert. Nice. Er und Bond spielen mit der Sexsklavin ein wenig Wilhelm Tell, töten sie, unser Held überwältigt die Handlanger und Silva wird von einer Armee gefangengenommen, die Bond mit dem Sender gerufen hat. Dieser Q ist aber auch ein schlauer Hund. Und noch immer kommen Bond bei all den Zufällen nicht die geringsten Zweifel.
Der MI6 sperrt Silva in London im Bunker ein und endlich darf dieser wieder mit seiner Mama plaudern. Und nun wissen wir auch, für was bei ihr das M steht. Mutti! Er hat sich einen kleinen Mutterkomplex aufgerissen und möchte sie nun töten. Der ein oder andere mag dies für eine dezente Überreaktion halten, aber wenn der kleine Silva das so fühlt, dann ist das auch so in Ordnung.
M lässt Silvas Computer im Bunker entschlüsseln, doch wegen der Pleite in Istanbul und da in den letzten Tagen immer wieder Geheimagenten auf YouTube geleakt wurden, muss sie sich gerade heute vor dem Premierminister und einem Ausschuss öffentlich rechtfertigen.
Vollkommen überraschend hat Silva alles schon seit vielen Jahren geplant und die Entschlüsselung seines Computers öffnet natürlich sein Gefängnis. Also das ist wirklich der komplizierteste Plan der Filmgeschichte, nur, um sich an seiner Mutter zu rächen. Silva lässt die Festplatte klauen und Bond eine Kugel in die Schulter verpassen, mit der er Patrice in Shanghai aufspürt, wo er einen Pokerchip findet, der ihn in ein Casino bringt, wo sich zufällig die Gespielin des Antagonisten in unseren Helden verliebt und er den sinnlosen Schlägern entkommt, die holde Maid besteigt, ihr auf die Insel folgt, wo er Silva festnimmt, damit dieser eingesperrt wird und mit Mama sprechen darf, nur um gleich daraufhin wieder kompliziert zu fliehen, um Mutti bei einer öffentlichen Anhörung zu töten, zu der er auch so problemlos hingekommen wäre. Kennt irgendjemand einen komplizierteren Plan? Silva hat Zugang zu allem. Er hätte M auch ohne Probleme einfach entführen und dann mit ihr reden können. Was, wenn Bond gestorben wäre? Was mich daran erinnert, dass ich noch immer nicht weiß, wie er verdammt noch einmal überlebt hat. Es ist ein Wunder, dass dieser Plan aufgegangen ist.
Doch nun schlendert Silva von seinem Gefängnis zum öffentlichen Verhör, nur, dass ihm jetzt Bond auf den Fersen ist. Doch auch das hat er geplant, inklusive den Ort, an dem ihn Bond stellen wird, auf den Millimeter genau den Platz, an dem er stehen wird und die Sekunde, in der die U-Bahn eintrifft. Ein kompetenter Irrer eben. Durch die Flucht versteh nun M, dass er sie töten will, doch sie will sich der Anhörung nicht entziehen. Würde sie einfach gehen, wäre der jahrelange Plan schon wieder gescheitert. Mega Typ, dieser Silva und unser Plot ist wie Schweizer Käse in einem Fondue. Eine Käsefüßesuppe. Überraschenderweise schlägt das Attentat, weniger durch Bond, sondern durch Silvas Inkompetenz, fehl und unser Held entführt M.
Bond fährt zu Skyfall, dem Anwesen seiner toten Eltern und nutzt nun seinerseits M als Köder. Der Begriff soll eine Metapher an seine Vergangenheit sein, was mir bei diesem Streifen jedoch ziemlich egal ist. Um Silva zu besiegen, entsinnt sich unser Held nun gleich zwei klassischer Weihnachtsfilme, die sofort parodiert werden. „The Terminator“ und „Kevin – Allein zu Haus.“ Im Anwesen gibt es zwar keine Waffen, dafür ein Messer, Schrot und Dynamit. Kevin, ähm Bond beginnt Fallen zu legen und Sarah, ähm M beginnt Bomben zu basteln.
Silva greift mit einer Armee an, aber bei der guten Vorbereitung kann quasi nichts schiefgehen. Da Bond in letzter Zeit wieder viel an lebenden Zielen trainieren konnte, ist er plötzlich wieder voll hergestellt, was auch wieder niemand erklärt. Aber keine Sorge, ich habe die Hoffnung auf Informationen bereits aufgeben. Die erste Welle greift an, tappt brav in jede Falle und alle warten darauf, dass die Mutter am Weihnachstabend endlich zu Kevin nach Hause kommt. Doch frei nach dem Motto „Gemeinsam hätten wir eine Chance, wir sollten uns trennen“ greift nun Silva mit einem Helikopter und der eigentlichen Einheit an. Man fragt sich, wie die Vorhut zu Fuß schneller, als der Helikopter sein konnte.
Silva hat keine Lust auf Fallen, verteilt Handgranaten und Bond sprengt Skyfall in die Luft. Natürlich ehrt auch unser Held das heilige Motto, trennt sich von M und wird im See versenkt. Anstatt Verstärkung zu rufen und im geheimen Schacht auszuharren, schlendert M über ein offenes Feld, damit sie von Silva auch ja gesehen wird. Schließlich kommt es zum Showdown in der Kirche, doch Bond taucht auf und kegelt unserem Antagonisten das einzige Messer in den Rücken. Wie zur Hölle konnte er sich aus dem eiskalten, zugefrorenen See befreien? Will uns dieser Film eigentlich überhaupt irgendetwas erklären? Aber wie dem auch sei, leider ist M inzwischen so schwer verletzt, dass sie in seinen Armen stirbt.
Bond kehrt zurück, erfährt, dass Eve Moneypenny nach dem folgenleichten Schuss auf einen Doppelnullagenten unverständlicher Weise in den Innendienst wechselt – endlich hat Bond einmal Moneypenny genagelt – und Mallory mit M wird vollkommen überraschend zum neuen M. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen.

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