Führerscheinverlängerung (MCPM 035)


Nach meiner bestandenen Gesundenuntersuchung schnappte ich mir mein Telefon, rief bei der zuständigen Behörde an und meinte: „Ich muss meinen Führerschein verlängern lassen. Ich habe alles, was ich dazu brauche. Kann ich Ihnen das per Post schicken?“
Amt: „Nein.“ Ich: „Warum?“ Amt: „Sie müssen persönlich kommen.“ Ich: „Warum?“ Amt: „Das ist Vorschrift.“ Ich: „Ja, aber ist es denn eine sinnvolle Vorschrift? Meine Freundin hätte morgen Zeit, kann nicht sie die Unterlagen bringen?“
Amt: „Ich gehe einmal davon aus, dass sie dort etwas unterschreiben müssen.“ Ich: „Sie gehen davon aus? Wie wäre es, wenn Sie sich erkundigen würden?“ Amt: „Sie müssen etwas unterschreiben.“
Ich freue mich, dass die Öffnungszeiten der Behörden, zumindest die paar Stunden, wo sie tatsächlich geöffnet haben, mit den Arbeitszeiten der Masse übereinstimmen, nehme mir einen Vormittag frei und begebe mich in die Höhle des Löwen.
Natürlich ist die Behörde irgendwo am Rande der Stadt und schön langsam wird mir bewusst, warum wir so viele Urlaubstage im Jahr benötigen. Wenn wir nicht gerade auf eine Behörde müssen, dann warten wir eben auf Rauchfangkehrer, Wasserzählerablesungen und Handwerker.
Ich stehe eine kühle Viertelstunde am Empfangsschalter an, werde in einen entlegenen Teil des Gebäudes geschickt, klopfe an eine Tür und warte. Nach einer Minute klopfe ich erneut und nach einer weiteren Minute trete ich einfach ein.
Die Kolleginnen und Kollegen haben sich versammelt, um sich augenscheinlich über einen Laptop einen aktuellen Kinofilm zu streamen, und zischen mich an, ich solle gefälligst ruhig sein, es wäre gerade so spannend.
Schließlich erbarmt sich eine verkannte Oberlehrerin mit Brille und Dutt, schnauzt mich an, unterschreibt wiederwillig meinen Antrag und setzt mich vor die Tür, ohne mir zu sagen, was ich nun weiterhin zu tun hätte.
Ich gehe also wieder zum Empfangsschalter, warte ungeduldige zehn Minuten, werde zur nächsten Schlange geschickt, warte eine kühle Stunde, gebe dort meine Unterlagen ab, bezahle heiße € 17,– und frage mich, warum ich diese Odyssee unbedingt persönlich antreten habe müssen.
Nach über drei Stunden verlasse ich vollkommen erledigt das Gebäude und bemerke, dass niemand von mir eine Unterschrift haben wollte. Zwei Wochen später wird mir der Führerschein zugeschickt und ich bemerke, dass die Behörde für die Fristberechnung wohl einen verhaltenskreativen Mathematiker beauftragt hat.
Ich mag ja ein naiver, steuerzahlender Nahrungsvertilger sein, doch irgendwie sehe ich nicht ein, dass ich auf Behörden wie ein Bittsteller ohne Rechte behandelt werde und augenscheinlich auf das Wohlwollen der Beamten angewiesen bin. Warum kann ich die Unterlagen nicht einreichen und das Geld überweisen?

In meiner kleinen Welt zahle ich Steuern, damit mir die Politiker und Beamte unter vielen anderen Leistungen auch meine administrativen Wege so einfach als irgend möglich gestalten. Stattdessen ist der Staat offensichtlich der Meinung, er solle seine Bürger maximal nerven, während man von den Beamten veräppelt wird und auf ihre gutdünken angewiesen ist.
Was sind eure Verbesserungsvorschläge zu Problemen von Behördenwege, mit denen ihr schon zu tun hattet.

Podcast herunterladen

Dieser Beitrag wurde unter MCPM, Podcast abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.