Auf den Kreuzfahrtschiffen unserer Meere trafen sich seinerzeit extravagante Millionäre unter Ausschluss des Pöbels. Lediglich das Traumschiff bot dem gemeinen Volk einen kleinen Einblick in die faszinierende Welt der schwimmenden Städte.
Doch die Zeiten haben sich geändert und ab sofort vermischen sich auf den Wogen der See die solariumgebräunten Goldkettchenzuhälter mit ihren kindlichen Gespielinnen, mit professionellen Dauerzockern und jedem, der ein Bankkonto sein Eigen nennt. Weshalb kann sich die breite Masse plötzlich diesen Luxus leisten?
Ein gesichtsloser Brei aus zwielichtigen Hafenarbeitern, heruntergekommenen Fischern, dösendem Bodenpersonal und pelzmäntelschleppenden Multimilliardären mit fünfzig Koffern pro Person drängen sich auf den Docks herum.
Verschwitzte, spätestens jetzt erholungsbedürftige Urlauber stehen gequält in Quadrathektarsektoren vor dem Check In, während das Schiff gemütlich vor Anker einher tümpelt und einfach nichts passiert.
Die Stunden vergehen, bis sich die Schleusen endlich öffnen und mit der Beladung der Menschenfracht begonnen wird. Die Sicherheitsvorkehrungen entsprechen jenem beim Treffen des Mannes, der den Weltfrieden verkaufen möchte, mit dem amerikanischen Präsidenten. Auch wenn sich die zwei nie viel zu sagen hätten.
Die Menschenmasse wird in Schlangen gepfercht, wo gemütlich ihre Tickets kontrolliert werden, um sie in die nächste Schlange zu pferchen, wo sie ihr Gepäck abgeben dürfen, um sie in die nächste Schlange zu pferchen, wo ihre Ausweise kontrolliert werden, um sie in die nächste Schlange zu pferchen und so weiter.
Wir kürzen dies ab. Formulare ausfüllen, kühle Getränke trinken, Fotoshooting für die Bordkarte, Metalldetektor, erneut Erfrischungen, Fotoshooting für ein völlig überteuertes Bild mit einer x-beliebigen Person in Uniform, Bordkarte abholen und Stau ins Innere des Schiffes. Der Tag neigt sich dem Ende zu.
Phu, geschafft. Sobald man endlich in den Wänden des Stahlkolosses gefangen ist, ändert sich alles. Plötzlich kommt man sich wie der wichtigste Mensch auf Erden vor und wird mit Freundlichkeit und Essen beworfen.
Doch mit der Freundlichkeit steigt nicht unbedingt die Kompetenz der geneigten Mitarbeiter, denn wer sich nun gemütlich an den Pool legen will, hat seine Rechnung ohne die Gepäckträger gemacht.
Die Koffer, in denen die Badekleidungen nun sanft schlummern, werden nämlich oft erst spät in der Nacht ins Zimmer geliefert. Meist gerade dann, wenn man nackt ins Land der Träume übersetzt, da man ja nichts zum Anziehen hat.
Hier der Meistertipp für Kreuzfahrtneulinge. Das Nötigste, inklusive Badekleidung und je nach Kreuzfahrtlinie auch ein Handtuch immer ins Handgepäck geben, denn sonst könnt ihr am ersten Tag im Paradies lediglich schwitzend an Deck die Cleveren beim Schwimmen beobachten.
Wer nicht dem Wasser frönt, kann nun seinen, eventuell noch schlanken, Körper zum Buffet hieven und schamlos loslegen. Zwischen sämtlichen gängigen Fleischsorten, Kohlenhydrat-Beilagen, Permanentpizza, Süßigkeiten, Brot, Zucker, Fett und Saucen findet man vereinzelt sogar Gemüse, Obst und Salat.
Der durchschnittliche Passagier lädt auf jeden seiner drei Teller ungeniert weitaus mehr Nahrung und Kalorien, als hauptberufliche Bodybilder mit Aufbaushakes in einem Monat zu sich nehmen könnten. Mit dem, was täglich weggeworfen wird, könnte ganz Afrika versorgt werden. –Für immer.
Was waren eure Erfahrungen mit Kreuzfahrten?
6 Kommentare zu Luxus Kreuzfahrt – Check In (MCPM 044)