Friedrich Nietzsche – Also sprach Zarathustra

Durch den Musiker Marilyn Manson erwachte während meiner Teenagerzeit das Interesse an Friedrich Wilhelm Nietzsche. Um mich mit dem Thema eingehender befassen zu müssen, wählte ich es für Buchbesprechungen oder diverse Arbeiten aus und verbrachte so einige Zeit mit dem deutschen Philosophen, der von 1844 – 1900 lebte. Er studierte Philologie (Lehre von Latein und Altgriechisch) und war Professor auf der Universität von Basel. Unter anderem erlangte Nietzsche Bekanntheit durch Aussagen und Zitate, die den Kern einer Sache gut erfassten.

  • Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.
  • Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.
  • Gott ist tot.

Nietzsche war ein Verehrer von Wagner und Schopenhauer, entwickelte zunehmend seine eigenen Ansichten, wurde dabei immer radikaler und brach mit seinen Idolen. Er begann als Einzelgänger, fand gleichgesinnte Freunde, entwickelte sich, brach schließlich mit ihnen oder erwirkte durch seine radikalen Ansichten eine Distanzierung und endete wieder als Einzelgänger. Durch seine physischen und psychischen Leiden lebte er gegen Ende in geistiger Umnachtung erst bei seiner Mutter und schließlich bei seiner Schwester. Nur eine große Liebe ist bekannt, die jedoch unerwidert blieb und sicherlich einen großen Einfluss auf sein sehr fragwürdiges Bild der Frauen genommen hatte: „Alles am Weibe ist ein Rätsel, und alles am Weibe hat eine Lösung: sie heißt Schwangerschaft.“
Nietzsche lässt sich nicht in eine Philosophiekategorie zwängen und weist keine klare Struktur auf. Seine Kernthemen lauten: Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Kunst. In Texten wie der Götzen-Dämmerung folgt eine Kritik der nächsten und seine klare Radikalisierung gegen geltende Moral und geltende Vorstellungen wird immer deutlicher. Moral und Tugend sind die Waffen der Schwachen und Dummen, um die Intelligenten und Visionäre zurückzuhalten. Gerade hier könnte ich mich kaum mehr von Nietzsche unterscheiden. Zwar hege ich für seine Gedankengänge eine Faszination, doch bei vielen scheiden sich unsere Ansichten und Meinungen.

Also sprach Zarathustra

Hier meine Interpretation des ersten Teils von Nietzsches zentralem Werk: „Also sprach Zarathustra.“

Vorrede: Als Zarathustra dreißig Jahre alt wird, geht er ins Gebirge und frönt seiner Einsamkeit, bis sich sein Herz verwandelt und er zum Übermenschen wird. Nun beschließt er wieder zu den Menschen hinabzusteigen und ihnen vom Übermenschen zu predigen und leitet somit auch seinen eigenen Untergang ein.
Er trifft auf einen Greis, der ihn kennt und sagt: „Damals trugst du deine Asche zu Berge: willst du heute dein Feuer in die Thäler tragen? Fürchtest du nicht des Brandstifters Strafe?“
Doch Zarathustra liebt die Menschen und möchte ihnen den Übermenschen lehren.
Der Greis warnt ihn: „Gieb ihnen Nichts, sagte der Heilige. Nimm ihnen lieber Etwas ab und trage es mit ihnen – das wird ihnen am wohlsten thun: wenn es dir nur wohlthut!“
Zarathustra soll aufpassen, dass ihm die Menschen nichts nehmen. Der Heilige hat sich gegen sie und für Gott entschieden. „Als Zarathustra aber alleine war, sprach er also zu seinem Herzen: „Soll es denn möglich sein! Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch Nichts davon gehört, dass Gott todt ist!“
Hier weist Nietzsche darauf hin, dass sich immer mehr Gläubige von der Kirche abwenden und Gott in Verbindung mit dieser Organisation an Wichtigkeit verliert.
Zarathustra kommt in eine Stadt und predigt von der Überwindung des Menschen und von Moral und Tugend. Um sich entwickeln zu können, muss man zuerst untergehen. Diese Prämisse wird auch im Film/Buch Fight Club verwendet. Doch niemand mag Prediger und die Bürger spotten oder fordern ihn auf, ihnen den Übermenschen zu zeigen. Doch geistige Entwicklung kann man nicht vorführen.
Deshalb konzentriert sich die Menge auf einen Seiltänzer, doch dieser wird von einem Possenreißer aus der Ruhe gebracht und fällt in die Tiefe. Nur Zarathustra nimmt sich dem Sterbenden an, der nun seine Worte erhört. Der Possenreißer warnt Zarathustra jedoch. Sein Glück war es, dass die Menschen über ihn gelacht haben und er solle die Stadt schnell verlassen.
Nietzsche hat immer wieder das Problem, in der Übergeordneten Geschichte Zuhörer für Zarathustras Reden zu präsentieren. So spricht der Hauptprotagonist zu seinem Herzen, zur Ewigkeit oder sogar zu einem Toten. Schließlich erkennt er jedoch, dass er Gefährten benötigt, die er unterweisen kann.
Nur einige von Nietzsches Werken weisen eine Rahmenhandlung auf, die den Ausführungen jedoch sehr gut tun, da der Autor sich über die menschlichen Reaktionen Gedanken machen muss. Nietzsche verwendet hier Zarathustra, um durch die Distanz einer dritten Person auch seine fragwürdigen Überzeugungen vermitteln zu können, was er später ganz offen tut und dadurch Menschen zwingt, sich von ihm zu distanzieren.

Die Verwandlung
Um den Menschen zu überwinden, muss man drei Verwandlungen durchschreiten. Das Kamel ist stark im Geist und der Mensch kann vieles mit sich tragen. In seiner Jugend kann er sich leichter erniedrigen und dem Hochmut trotzen. Danach kommt jedoch der Löwe, die Einsamkeit im Alter, doch die Freiheit im Geist. Es ist die Entwicklung vom Unterwürfigen zum Verantwortungsträger. Alles Endet im Kind, wo Neues erschaffen wird.

Die Reden Zarathustras: Hier gibt es leider keinen Kontext.
Von den Lehrstühlen der Tugend
Man muss alle Tugenden haben, um gut zu schlafen. Was wir am Tag erleben, wird im Schlaf aufgearbeitet und so müssen wir uns zehn Mal überwinden, versöhnen, zehn Wahrheiten finden und zehn Mal lachen, um gut zu schlafen. Doch dies alles sagt ein Weiser, von dem sich Zarathustra distanziert. Nietzsche sagt hier viel, was den Menschen helfen könnte und findet es gut, doch dies ist nicht die Lehre vom Übermenschen.

Von den Hinterweltlern
Eines leidenden und zerquälten Gottes Werk schien mir da die Welt. Kranke und Absterbende waren es, die verachteten Leib und Erde und erfanden das Himmlische und die erlösenden Blutstropfen. Nicht auch zürnt Zarathustra dem Genesenden, wenn er zärtlich nach seinem Wahne blickt und Mitternachts um das Grab seines Gottes schleicht.

Von den Verächtern des Leibes
Das Übersinnliche, Göttliche steht oft gegen die Realität in der Materie. Wir sind unseren Wünschen, Süchten und Befriedigungen Untertan. Wir tun viel dafür, um unsere Lüste zu befriedigen.

Von den Freuden- und Leidenschaften
Freuden und Leidenschaften sind nicht von Gott, sondern irdischen Ursprungs. Keine Klugheit und Vernunft ist darin, doch es ist menschlich. „Der Mensch ist Etwas, das überwunden werden muss: und darum sollst du deine Tugenden leiben, – denn du wirst an ihnen zu Grunde gehen. – Also sprach Zarathustra.“

Wieder distanziert sich Zarathustra davon. Gerade diese Passage bildet eine wichtige Grundlage für die Church of Satan und die satanistische Bibel.

Vom bleichen Verbrecher
„Euer Tödten, ihr Richter, soll ein Mitleid sein und keine Rache. Und indem ihr tödtet, seht zu, dass ihr selber das Leben rechtfertiget!“ Nitzsche spricht hier die Problematik der Todesstrafe an, mit der wir noch immer konfrontiert sind.

Der Aufstieg: Kapitel: Vom Baum am Berge
Nietzsche erklärt: Je höher man steigt, desto einsamer ist man. Dies beschreibt perfekt sein Leben. Je mehr er von sich überzeugt wurde, desto einsamer wurde er auch.

Von den Predigern des Todes: Sie sehnen sich nach einem jenseitigen Leben und verachten das irdische.

Vom Freunde
„Allzulange war im Weibe ein Sclave und ein Tyrann versteckt. Desshalb ist das Weib noch nicht der Freundschaft fähig: es kennt nur die Liebe.“ So chauvinistisch dies auch ist, steckte damals wohl leider viel Wahrheit darin.

„Todt sind alle Götter: nun wollen wir, dass der Übermensch lebe. – dies sei einst am grossen Mittage unser letzter Wille! – Also sprach Zarathustra.“

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