Triple X – XXX (Plotwin)

Triple X von Rob Cohen aus dem Jahre 2002 mit Vin Diesel ist eine Homage an über zwanzig James-Bond-Teile, die einfach nicht aus ihrem 20.-Jahrundert-Korsett ausbrechen können. Hier ist einfach alles anders, denn die Action, das Pasing und vor allem das Testosteron werden vervielfacht, während unser Hauptprotagonist jedoch alles andere als ein makelloser Held ist. Xander Cage, Spitzname Trpile X, hasst seine Regierung, liebt Cars, Bikes und Boards und ist unfassbar proletuied. Wer keinen Helden verträgt, dem das Testosteron bei den Ohren herausspritzt, hat hier keine Chance. Allerdings hilft es, wenn man sich die englische Version ansieht, da sie das Fremdschämen bei Sprüchen wie „Schickt die Schlampen rein!“ vermindert. Dafür wird X nach jeder (ich wiederhole und betone), jeder coolen Aktion niedergetreten, -geschossen, überrumpelt, festgenommen, vergisst seine Waffe zu entsichern und kauert sich sogar nach seinem letzten, großen Stunt bibbernd und zähneklappernd zusammen. X hat bis zur finalen Action nur eine Spielzeugpistole und benötigt sogar eine Gebrauchsanweisung für sein Auto.
Der weibliche Part ist tatsächlich so etwas wie eine starke Frau, eine fiktive Phantasmagorie, die es in der Bond-Reihe bis heute noch immer nicht gibt, weil selbstständige Frauen augenscheinlich vollkommen unrealistisch sind. Versucht X seiner holden Yelena einmal nahezukommen, blitzt er ab, wie Sachsen-Paule bei Prostituierten. Schließlich wird es tatsächlich romantisch und Yelena ist bis zum Ende bei der Action dabei.
Doch die Seitenhiebe auf unseren lieben James hören nicht auf. In jedem Bond, seit über zwanzig Jahren, versucht 007 unnötiger Weise Inkognito zu bleiben, während die Bösen schon ungeduldig auf ihn warten. Vollkommen überraschend infiltriert hier Xander seine Gegner erfolgreich und freundet sich sogar noch mit ihnen an. Während Bond nach jeder coolen Szene das Land wechseln muss, da ihn wieder einmal jeder kennt, beschränkt sich hier die Handlung hauptsächlich auf Prag. Nur der unmotivierte Hauptplot könnte kaum klischeehafter sein. Wieder einmal versucht der Schurke ganz besonders viele Menschen zu töten, aber zumindest tut er dies nicht zum Selbstzweck, sondern für die vermeintliche Freiheit. Wenigstens besitzt er den Anstand, schon lange vor dem Showdown zu sterben. Und selbstverständlich muss am Ende die amerikanische Flagge gezeigt werden. Mich überrascht es ja nur, dass währenddessen, als Seitenhieb, nicht irgendwo im Hintergrund die britische Flagge verbrennt.
2006 versuchte Bond in “Casino Royal” die kleinen, genialen Tricks von Tripple X zu kopieren, indem er beispielsweise Salzwasser trinkt, um sich zu übergeben und das Gift in seinem Körper loszuwerden. Xander bietet hier eindeutig mehr auf. Er enttarnt den angeblichen Broker, der die Börsenkurse am Sonntag liest, den Verbrecher mit der Bullenbaretta, die Kellnerin mit Highheels, den Drogendealer am Blutgeruch seiner Machete und die Undercoveragentin Yelena an ihren Augen, als er vermeintlich einen Cop erschießt. Um dieser Coolnes entgegenzuwirken, wird er jedoch ständig von Gibbson manipuliert und wie eine Marionette in den Kampf geschickt. Auch sein Gegenspieler zeigt in Details seine Genialität, als er nur für den Bruchteil einer Sekunde auf eine Liste mit zehn Automarken blickt und sofort weiß, welches davon schwer zu besorgen ist.
Tripple X ist bei den Actionfilmen ein herausragendes Werk mit unfassbar vielen Anspielungen und Liebe zum Detail. Leider hat Hollywood die Genialität nicht im Geringsten verstanden. Im zweiten Teil sagen sie sogar noch, dass sie keinen außergewöhnlichen Charakter vom Typ eines Xander Cages mehr benötigen und lieber zu einem austauschbaren und unfassbar langweiligen Schwarzenegger-Ex-Militär-Klon greifen. Und im dritten Teil spielt Vin Diesel einfach seinen Charakter aus Fast and Furious, dem ohnehin niemand mehr etwas anhaben kann. Bitte hört endlich auf Fast and Furious und Tripple X Teile zu drehen!

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