Excalibur (Gebbis Lieblingsfilme)

Der Film Excalibur könnte kaum weiter von der heutigen Hollywoodformel entfernt sein, was ihn schon prinzipiell einmal interessant macht. Er schwankt zwischen Geniestreich und Trashmovie, bei einer unglaublichen Starbesetzung: Helen Mirren, Patrick Stewart, Liam Neeson, Gabriel Byrne und viele mehr. Damals mochte ich den Film ziemlich gern, doch irgendwie ist er auch ein kleines Problemkind. Er erzählt die Geschichte des Schwerts Excalibur. Viele Filme scheitern, wenn sie eine Epoche darstellen müssen, da sie die Charaktere in der kurzen Zeit nicht aufbauen können, bevor sie schon wieder verschwinden. Excalibur wirkt teilweise wie ein hart geschnittener Trailer und es ist oft nicht klar, wie die Handlung von A nach B nach C gekommen ist. Manchmal ist es sogar unmöglich:
Ein Beispiel: Zwei Herrscher beschließen auf dem Schlachtfeld Frieden. Schnitt. Die Heere feiern im feindlichen Schloss, doch der hausfremde König begehrt die Frau seines Rivalen. Schnitt. Er steht mit seiner Armee wieder vor der Tür und belagert die Burg.
Oder: Artus zieht das Schwert aus dem Stein, erkennt seinen einzigen Gönner und legt sich schlafen. Am nächsten Tag wird bereits die Burg des Gönners belagert. Ich lehne mich jetzt einmal weit aus dem Fenster, aber ein Heer aufzustellen und eine Belagerung vorzubereiten dauert wohl etwas länger als zwölf Stunden. Nur selten entwickeln sich Charaktere und Pacing ist ein Fremdwort. -Ist es wirklich. Doch zum Glück haben wir Merlin, der uns die meiste Zeit durch die Handlung führt und uns den tollsten Zauberspruch der Fantasygeschichte offenbart: Anál nathrach, orth’ bháis’s bethad, do chél dénmha. Atem des Drachens, Zauber von Tod und Leben, dein Omen der Schöpfung.
Nun zur Handlung: Als unser lieber Zauberer an seinem freien Tag an einem Teich spazieren geht, wirft ihm die Göttin des Sees Excalibur an den Kopf und befiehlt, dass er gefälligst etwas Sinnvolles damit anstellen soll. In einem Anflug geistiger Umnachtung gibt er den Stahl dem läufigen König Uther, der damit Frieden stiften soll. Bockig begehrt der Herrscher die Frau seines Widersachers und bricht dafür den Frieden. Merlin ermöglicht ihm eine Nacht mit der holden Maid, doch dafür möchte er das Kind, welches daraus entstehen wird. Was könnte dabei schon schiefgehen? Und schon erblickt der kleine Artus das Licht der Welt, während Uther von seinen Gegnern gefrühstückt wird. Im letzten Moment stößt dieser Excalibur in einen x-beliebigen Stein, der ihm nicht das Geringste getan hat, und stirbt.
Artus wird erwachsen, schlendert gedankenverloren durch den Wald, stolpert über Excalibur und zieht es aus Versehen aus dem Stein. Hin und wieder beweist das Schicksal in der Wahl seiner Herrscher einen sehr eigenartigen Humor. Schwups die wups wird der kleine Hosenpuper König und wie sein Vater gleich darauf läufig. Obwohl Guinevere seine Liebe nicht erwidert, erwählt er sie zur Frau und den Womanizer Lanzelot zu seinem Ritter. Noch einmal: Was kann dabei schon schiefgehen? Artus eint, man könnte auch sagen, erobert das Land, bringt allen Frieden und gründet in Camelot die berühmte Tafelrunde, den Vorläufer vom Bundestag. Nur dass die damals noch mit Rüstung und Schwert zu den Diskussionen gingen. Könnte man sich heute ein Beispiel dran nehmen.
Vollkommen überraschend verliebt sich Lanzelot in Guinevere und sagt ihr das noch mitten ins Gesicht. Tut man auch nicht unbedingt, wenn sie die Olle vom König ist. Kurz drauf pimpert er sie kräftig durch und das Unheil nimmt seinen Lauf. Sonst wäre die Geschichte auch zu langweilig. Genau in diesem wichtigen Moment verliert Merlin die Lust an dem ganzen Gedöns und verlässt Artus. Ein ziemlich ungünstiger Zeitpunkt, wie mir scheint.
Dafür tritt nun Morgana, Artus` Schwester auf den Plan und möchte von Merlin den einen, mächtisgen Zauberspruch lernen. Sie ist ganz offensichtlich nicht auf Schneide geschliffen und trotzdem lässt sich Merlin von ihr täuschen, verrät ihr den Spruch und eist sich dabei selbst ein. Beeindruckende Leistung. Langsam erkennen Lanzelot und Guinevere, dass ihr One-Night-Stand nicht gerade die beste Idee unter den Birken war, denn nun nutzt Morgana Artus` Leid, pimpert ihren Halbbruder verhüllt durch und empfängt seinen Sohn Mordred. Ab hier wird die Geschichte ein wenig unangenehm.
Artus bekommt einen lebensbedrohlichen Schnupfen und sendet seine Ritter nach dem Heiligen Gral aus. In der eigentlichen Geschichte kehrt ein einzelner Ritter nach Jahren der Suche mit dem Becher zum König zurück, doch vergisst nach dessen Befinden zu fragen. Weil er so unhöflich war, beginnt die Suche gleich wieder von vorne. Komische Moral. Nach Jahren der treuen Aufopferung und des Leids, hätte da nicht Artus eher nach seinem Befinden fragen sollen? Endlich kommt Parzival mit dem Maßkrug und Artus ist wieder fit. Sofort erteilt er neue Befehle, während sein Ritter hinter ihm am Boden beinahe verreckt. Was für ein edler Herrscher!
Mordred hat viele Ritter mit einem Galgen zur Zierde auf einen Baum gehängt, gewartet, bis er alt genug ist und zieht nun gegen seinen Vater. Finde ich persönlich schon ein wenig unhöflich, den Papa erst nach zwanzig Jahren zu besuchen und dann gleich sein Haus erben wollen. Die Vater-Sohn-Beziehung klappt jedoch auf Anhieb.
Lanzelot ist inzwischen ein Wanderprediger und Guinevere eine Nonne – Das ganze kommt ein wenig zu spät – doch zum Showdown sind sie wieder alle vereint. Der Geist von Merlin verwirrt Morgana, die gleich darauf von ihrem Sohn getötet wird und Artus und Mordred töten sich gegenseitig. Parzival wirft Excalibur wieder zurück in den See und das Land ist wieder königslos. Wieder einmal die typische Win-Win-Situation.
Was kann man noch zu diesem Film sagen? Die Verwandlung von Artus vom Knappen zum Herrscher funktioniert großartig und die Ritterkämpfe sind teilweise sehr authentisch, aber weit weg von ästhetischen Inszenierungen. Aber hin und wieder kann man sich nur an den Kopf greifen. Als Artus Captain Picard hilft, steht nach einem Tag Belagerung ein perfekt aufgebautes Gerüst an der feindlichen Mauer. Wer genau hat das dort hingezimmert und warum werden weder Artus noch Merlin behelligt, als sie es in einer minutenlangen Aktion umreißen? Bei diesem Film schwanke ich immer wieder zwischen Genial und Schulterzucken.
Wie hat euch der Streifen beim ersten Mal gefallen und wie findet ihr ihn jetzt? Würde mich wahnsinnig interessieren!

Podcast herunterladen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Filme und Serien, Podcast abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Ein Kommentar zu Excalibur (Gebbis Lieblingsfilme)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.