Sternsinger, eine veraltete Tradition? (MCPM 001)

Sternsinger gehören zu der Kategorie von Menschen, die gerne Luciano Pavarotti wären, ihre Stimmen sich jedoch eher zum Verscheuchen von akustisch besonders introvertierten Schlangen eignen.
Da sie im Kirchenchor hauptsächlich für die Reinigung der Orgelpfeifen der Pfarrer verantwortlich waren, haben sie sich zusammengerottet und lassen nun ihren „ehrlichen“ Glauben an wehrlosen Gläubigen aus.
Finanziell stehen Sternsinger ungefähr bei einem Gehalt von unqualifizierten, überbezahlten Top-Managern, die rund um die Uhr managen. Nach einem Tag Arbeit haben sie sich ein Jahr Erholung und Ausnüchterung redlich verdient.
Der sechste Jänner klopft also an die Tür und unser nichts ahnender Gläubige, wir nennen ihn gerne Heinz, steht am ersten Feiertag des Jahres gemütlich unter der Dusche, als es plötzlich an der Tür klingelt.
Panik bricht aus, während sich unser pflichtbewusster Heinz sofort ein Handtuch um die Hüften wirft, nach draußen schlittert und überlegt: „Ein spätes Paket? Ein Nachbar in Not? Ein nacktes Modell, das vor einem schwarzen Mann flieht und Hilfe benötigt?“
Heinz beißt sich bezüglich des politisch inkorrekten Gedankens auf die Lippe, weil man inzwischen ja nicht mehr vor Männern in schwarzer Kleidung fliehen darf und reißt voller hilfsbereiter Erwartung die Wohnungstür auf.
Erschrocken blickt er in ein dreckverschmiertes Gesicht, das mit seinen zwei schlecht geschminkten Freunden sofort zu schreien beginnt: „Nein auch im Winter, wenn es schneit, gnadenbringende Weihnachtszeit. Christus ward geboren, sonst wären wir verloren.“
Dick, Dicker und am Dicksten sehen nicht gerade aus, als hätten sie eine lange, beschwerliche Wanderung hinter sich. Sie singen im Kanon divergierende Weihnachtslieder und spucken dabei Heinz ihre Speisereste ins Gesicht.
Langsam aber sicher wird Heinz klar: Der Krampus hatte im Dezember keine Zeit und deshalb hat ihm der Nikolaus heute die Sternsinger geschickt. Wie hinterhältig.
Doch noch bevor die akustische Folter richtig beginnt, ist sie schon wieder vorbei und ein fetter Klingelbeutel wackelt unter Heinz`s Nase, während sich der Schnee durch die Haustür auf seine nackten Füße legt.
Heinz schlittert also über die Wasserspur, die er vom Bad gelegt hat, zu seiner Geldtasche, küsst dabei unfreiwillig den Boden, greift nach dem ersten Schein, den er zwischen die Finger bekommt, um diese unangenehme Situation zu beenden und robbt wieder zurück.
Nachdem er also Obstsalat, Kanonenkugel und der blonden Frau mit dem Dreck im Gesicht zehn Euro überreicht hat, sich Bezahlung pro Sekunde und Wort ausrechnet und sich auf die Lippen beißt, warten die drei rot leuchtenden Nasen auf mehr.
Heinz überlegt: „Eigentlich sind die heiligen drei Könige gekommen und haben Gold, Weihrauch und Mürre gebracht. Heute schickt die katholische Kirche Sternsinger, die die Menschheit mit ihrem Gesang bedrohen und anschließend sozial geschickt ausrauben. Was könnten die also noch wollen?“
Und während Heinz`s Handtuch ein wenige verrutscht und er wegen der Kälte zu zittern beginnt, blickt er in die glasigen Augen der heiligen drei Schnapsdrosseln und versteht. Der katholischen Tradition entsprechend warten sie auf Alkohol.
Die heiligen drei übergewichtigen Gesangsunfälle leeren also eine Flasche Obstler bis sie endlich den Stern sehen und zwingen Heinz dabei mitzutrinken, bis ihm endlich nicht mehr kalt ist. Dann verabschieden sich die drei Kreativsänger lallend, doch nicht bevor, die im Verhältnis zu den anderen Bohnenstange genannte Königin, eine Kreide zückt und noch etwas an die Haustür schreibt.
Heinz sieht betrunken und verwirrt zu, wie seine neue Wohnungstür mit christlichen Graffitis beschmiert wird und fragt schüchtern: „Was wird das?“ Dreckgesicht antwortet umgehend: „Das schützt vor bösen Dämonen.“
Dann machen die drei Stimmverzerrer auf dem Absatz kehrt und wanken zur nächsten Tür. Während sich Heinz noch überlegt, wie viele gute Dämonen es gibt, stellt er sich das Szenario vor: Der Dämon des Unglücks entscheidet Heinz heimzusuchen. Diabolisch wie er nun einmal ist beschließt er, dass Heinz seine Autoschlüssel nicht mehr finden würde.
Der Dämon macht sich also aus der Hölle auf den Weg, schaltet sein Navi ein und findet auch tatsächlich Heinz`s Adresse, nachdem er gegen zwei Engelseinbahnen gedüst war, einen Strafzettel kassierte und kurz unfreiwillig in einem Weihwasserfluss baden ging. Das gibt Punkte im Pandämonium!
Der diabolische Dämon umrundet also fachmännisch Heinz`s Haus, ignoriert offene Fenster, Verandatür und Kamin, bis er schließlich zur Eingangstür kommt und erstarrt. Ein christliches Symbol in Form von verwackelten Zahlen und Buchstaben verwehrt ihm den Zutritt.
Der Unglücksdämon hüpft von einem Fuß auf den anderen, ärgert sich fürchterlich, zückt kurzer Hand sein Handy und ruft verärgert Satans Hausschlosser an: „Dämonen Sepp? Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist. Es ist der sechste Jänner und ich hab`s übersehen. Die Schnapsarmee hat schon wieder mit Kreide gespielt!“
„Du Unglücksrabe, bis zum Sechsten haben wir doch frei.“ Schließlich gibt der Dämon die Adresse durch und wartet, wobei er Engeln in den Schnee pinkelt. Als dann endlich Satans Hausschlosser ankommt, zückt dieser ein Tuch und wischt die heiligen Zeichen, die drei betrunkene Gesangskarambolagen aufgemalt hatten, weg. Der Dämon des Unglücks lacht und läutet aus Versehen an.

Als Heinz die Tür öffnet um nachzusehen, wer sich draußen befindet, ist der Dämon peinlich berührt und Röte steigt in ihm auf. Dennoch huscht er in die Wohnung und versteckt die Autoschlüssel.
Heinz kehrt in die Realität zurück und seufzt, als er das Gekreische beim nächsten Haus hört. Er schließt schnell die Tür, dreht sich um und rutscht auf der Wasserspur vom Bad zur Haustür erneut aus.
Während er noch durch die Luft wirbelt und die Macht der Zeichen in Frage stellt, schwört er sich, den sechsten Jänner für nächstes Jahr in seinem Kalender rot zu markieren. Wer einen Kalender hat, ist eben klar im Vorteil.

Sternsinger betteln sich trotz Reichtum und umfangreichem Grundbesitz der katholischen Kirche als die heiligen drei Könige von Tür zu Tür, ignorieren gekonnt Flüchtlinge, Moslems und andere Glaubensrichtungen und singen uns feuchtfröhlich ins Gesicht während der Schnaps fließt.
Was ist eure Meinung zu Sternsingern? Muss diese Tradition hochgehalten werden oder sollte sie sich an die heutige Zeit anpassen?

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