Interview mit einem Vampir (Die Geschichte von)

In blinder Nostalgie schaltete ich meinen Fernseher ein und frönte zwei Stunden lang „Interview mit einem Vampir.“ Was mir als stimmungsvolle Erzählung über die Jahrhunderte in Erinnerung geblieben war, entpuppte sich als langatmiges Gejammer von Louis, der alles und jeden bemitleidet, an erster Stelle sich selbst. Und was für ein Gejammer das ist. Louis trauert von der ersten Zeile seiner Erzählung, erst um seine Frau, möchte dann sterben, entscheidet sich im entscheidenden Moment dagegen und bemitleidet fortan seine Existenz. Ein einfacher Mittagsspaziergang hätte sein Existenzproblem gelöst. Louis wurde von Lestat zum Vampir gemacht, weshalb er ihn unentwegt anklagt, verabscheut, verrät und vermeintlich tötet, nur um dann darüber zu klagen, dass er ihm Unrecht getan hat. Louis will sich als Vampir nicht an Menschen vergreifen, beißt erst Tiere, wird schwach und beginnt schließlich zum Einstieg mit der zehnjährigen Claudia. Lestat vollendet Louis´ Werk und da nun Claudia für immer im Körper einer Zehnjährigen gefangen ist, kann Louis auch sie beklagen. Langsam wird aus der stimmungsvollen Erzählung eine schwermütige Geschichte, in die die Autorin Anne Rice all ihre melancholischen Gefühle reingepresst hat. Doch dies ist erst der Anfang. Nachdem Louis Lestat verraten hat, lässt er zu, dass Claudia ermordet wird, er lässt Armand zurück und zieht noch den unbescholtenen Journalisten Malloy in die Sache mit hinein. Louis geht somit sicher, dass er für das nächste Jahrhundert genug zu Jammern hat und kann in Ruhe seine Existenz weiter fristen.
Dafür punktet die Erzählung mit ihrer unbestechlichen Logik! Louis zeigt in keiner einzigen Szene, dass er stark, eloquent oder ein guter Gefährte wäre. Dennoch biedern sich ihm Lestat, Claudia und Armand an. Das kennen wir aus der Schule. Die weinerlichen Kinder sind immer die Beliebtesten. Kreuze und Knoblauch sind Humbug, aber ohne Sarg kann kein Vampir schlafen. Da bleiben wohl keine Fragen mehr offen. Und schließlich urteilen noch Pariser Vampire über Louis, der ihre Regeln nicht kannte, nehmen ihn gefangen und lassen ihn Momente später einfach wieder gehen. Nur weil sie Claudia, seine jahrhundertelange Gefährtin getötet und ihn kopfüber eingemauert haben, konnten sie schließlich nicht ahnen, dass er sauer ist und sich an ihnen rächen möchte. Und nach dem ganzen Leid und Gejammer möchte der Journalist Malloy tatsächlich selbst auch ein Vampir werden. Wie sehr hätte Louis noch jammern sollen? Selbst der wiedererwachte Lestat sagt am Ende: „Ich hab mir dieses Gejammer Jahrhunderte anhören müssen!“ Vampire sollen durch ihre Gier leiden und zu Melancholie tendieren, doch nach außen sind sie edle Geschöpfe der Nacht und keine weinerlichen, unentwegt jammernden Weicheier.
Zumindest die Hintergrundgeschichte reißt den Film wieder raus. Louis folgt unentwegt den Red-Herring-Fragen woher Vampire kommen und wie sie ihre Fähigkeiten entwickeln. Und als er endlich auf Armand trifft, der ihm zumindest einige Antworten geben könnte, hat er keine Lust mehr und reist ab. Armand bietet Louis sogar an, ihm sein Leid zu nehmen, doch was wäre er ohne sein Gejammer? Zumindest findet man in den Büchern „Chronik der Vampire“ einige Informationen.

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Ein Kommentar zu Interview mit einem Vampir (Die Geschichte von)

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