James Bond – Liebesgrüße aus Moskau (Die Geschichte von)

Spectre wird auf Deutsch Gofter, Phantom und Pipimann genannt und ist angeblich eine überaus kompetent Firma, auch wenn bisher ihr einziger Plan gescheitert ist. Doch man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie weit über dem Kollektivlohn bezahlen und die Arbeitsbedingungen 1a sind. Die Abkürzung steht übrigens für Spezialeinheit für Gegenspionage, Terror, Rache und Erpressung. Eine Terrororganisation sollte eigentlich von sich aus Spionieren und nicht warten, bis sie endlich gegenspionieren kann. Und Rache ist auch nicht gerade die aktivste Variante Angst zu verbreiten, sondern schon wieder eine Reaktion. Wir sehen also, dass die Organisation die halbe Zeit nur darauf wartet, bis etwas geschieht. Spectre wollte durch Dr. No seine Macht testen und hat erkannt, dass sie eigentlich noch nichts können. Folgerichtig holen sie sich nun einen Sch(w)achgroßmeister, der zwar keine Ahnung vom organisierten Verbrechen hat, dafür aber den ganzen Tag auf die strammen Bauernburschen in der ersten Reihe starrt und sie von hinten vorwärts schiebt. Er ist von seinen Partien gegen rudimentäre Gegner schon so gelangweilt, dass er einen absolut unnötig komplizierten Plan mit einem ziemlich rudimentären Ziel ausheckt. Er ist für die Erpressung in Spectre verantwortlich. Er möchte in seiner Genialität eine russische Dechiffriermaschine namens Lektor aus Istanbul stehlen und sie dann den Russen wieder zurückverkaufen. Was für ein unfassbarer Plan? Welcher durchschnittliche Bürger hätte sich so einen geilen Plan ausdenken können? Ich stehle etwas und verkaufe es dem Besitzer wieder zurück. Meine Oma zeigt sich von dieser Genialität sehr beeindruckt.
Istanbul ist der perfekte Ort, um eine Lektor zu stehlen. Wie wir alle wissen, war der Kalte Krieg nirgends so heiß wie in der Türkei, weshalb hier Spectre die USA und die Russen problemlos gegeneinander aufhetzen kann. Die Russen sind selber schuld, wenn sie am Bosporus einfach eine Dechiffriermaschine herumstehen lassen. Außerdem ist OberstInn Klebb, die ehemalige Leiterin des sowjetischen Geheimdienstes zu Spectre übergelaufen. Die russische Sekretärin Tatiana arbeitet täglich mit der Lektor und weiß noch nichts von Klebbs Sinneswandel. Klebb muss also nur eine rudimentäre Geschichte erfinden, damit ihr Tatiana beim Diebstahl der Lektor hilft. Doch da ist ja noch der Schachgroßmeister, dem das alles viel zu einfach wäre. Also erfindet er einen viel komplizierteren Plan, mit exakt demselben Ziel:
Tatiana ist während des Kalten Krieges eine russische Sekretärin, die sich in ihrer Freizeit hobbymäßig in Passfotos von britischen Geheimagenten verliebt. No Risk no Fun. Manche haben eben ausgefallene Hobbys. Sie soll also so tun, als hätte sie sich in diesem Jahr in James Bond verliebt und bietet ihm die Lektor an. Dafür muss er sie nur ordentlich durchpimpern und anschließend heiraten. Damit ist die Lektor quasi geschenkt. Der Plan des Schachgroßmeisters ist deswegen so genial, weil er so offensichtlicher Humbug ist, dass die Briten darauf eingehen werden. Vielleicht hätte er etwas mit Bauern planen sollen, anstatt hier Spectre weiter zu schwächen. Sobald Bond die Lektor besorgt hat, muss Spectre sie ihm wieder auf umständlichste Art und Weise abnehmen. Dass Tatiana dabei die Seiten wechseln könnte, hat der Bauernschupser nicht berechnet.
Spectres Agent Grant übt schon seit einiger Zeit irgendwelche wehrlosen Opfer zu töten, die dabei jedoch eine Bondmaske tragen. Damit ist er perfekt für den Auftrag geeignet. Die Ausbildung wird vom späteren russischen General Gogol geleitet. Inzwischen ziehe ich ja die Kompetenz von Specter in Frage, doch wenn man aussteigt, hat man offensichtlich ziemlich gute Aufstiegschancen.
Bond wird nun von Q ausgestattet. Obwohl er lediglich einen Diebstahl begehen soll, gibt ihm Q ein Scharfschützengewehr mit. Wenn ich in die Disco zum Tanzen gehe, nehme auch immer einen Käsekuchen mit. Bond muss auf seinem anschließenden Abenteuer zwar ständig ohne Gepäck überstürzt fliehen, doch er ist immer perfekt gekleidet, gestylet und hat unentwegt seinen Scharfschützengewehrkoffer dabei.
Bond begibt sich nach Istanbul und trifft sich mit seinem Kontakt Kerim Bey. Dieser hat eintausend und einen Sohn gezeugt, die einfach jeden Job in ganz Istanbul ausüben. Polizist? Sohn von Kerim Bey. Taxifahrer? Sohn von Kerim Bey. Käsekuchenbäcker? Sohn von Kerim Bey.
Grant hetzt nun mit einem Mord die beiden Parteien des Kalten Krieges gegeneinander auf. Die Russen heuern nun einen Auftragskiller an, weshalb sich Bond in einem Zigeunerlager verstecken muss. Wie es der Beelzebub will, greift der Auftragskiller von ganz Istanbul genau dieses eine Zigeunerlager an. Während des Kampfes zeigt Bond seine Genialität. Er wartet, bis sich Feinde und Zigeuner ineinander verkeilen und abgelenkt sind. Dann stößt er beide ins Wasser, zündet sie an oder tötet sie einfach beide. Wen interessieren schon Zigeuner? Nach dem Sieg greift ein unumstößliches Bondgesetz, welches besagt, dass nie ein weiteres Attentat am selben Platz ausgeführt werden darf. Bond kann sich nun in aller Ruhe auf die Zigeunermädchen konzentrieren, die sich um einen Mann streiten, doch zuerst einmal ihm zu Diensten sind.
Der Assassine weiß nicht, dass für ihn andere Regeln gelten. Er fährt seelenruhig nach Hause, wo er von Bond und Kerim Bey getötet wird. Endlich macht das Scharfschützengewehr Sinn. Nachdem ein einzelner Assassine ausgeschaltet wurde, droht natürlich keine Gefahr mehr und Bond fährt in aller Ruhe zu seinem Hotel. Als er in Istanbul ankam, war sein gesamtes Zimmer verwanzt. Nach zahlreichen Mordversuchen und Morden kommt er nun noch nicht einmal auf die Idee, sein Zimmer auf tödliche Fallen oder Agenten zu durchsuchen. Tatiana kommt ins Zimmer, zieht sich aus und legt sich nackt ins Bett. Sie will also einem britischen Agenten eine Lektor schenken, zieht sich bei ihrem ersten Treffen aus, lässt ihn die Milch austrinken, bevor er die Kuh noch überhaupt kennengelernt hat und glaubt, dass er sie so irgendwann einmal heiraten wird. Kling nach einem soliden Plan.
Zu Tatianas Überraschung interessiert sich Bond ab sofort nur noch für die Lektor. Sie besorgt unwichtige Informationen und bald wird klar, dass auch Spectre diese Maschine ohne Probleme hätte stehlen können. Nun kommt die Überraschung, denn kaum hat Bond die Lektor, will er sie nicht freiwillig an Spectre weitergeben. Um aus Istanbul zu fliehen, setzte sich Bond mit Kerim Bey und Tatiana in einen Zug. Wo wäre ein Agent schon sicherer, als in einem Zug, der sich schnell bewegt, aus dem man nicht fliehen kann und der voll von den unterschiedlichsten Leuten ist? Überraschenderweise stehen schon sämtliche Agenten am Bahnhof bereit und fahren mit. Bond bespricht nun den weiteren geheimen Fluchtplan mit Kerim Bey. Dazu könnte er einfach in den zweiten Raum ihres Abteils gehen, damit Tatiana nichts hört. Oder er stellt sich einfach vor die Tür und bespricht den ganzen Plan am Gang, damit auch jeder Agent und alle anderen Passagiere mithören kann. Das Geheimzeichen Drei-Mal-Klopfen erscheint mir auch nicht gerade als undechiffrierbar.
Bond, Kerim und Tatiana wollen vom Zug abspringen und verabreden sich dafür im Speisesaal zum Essen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Essenstisch die perfekte Stelle ist, um einen Zug zu verlassen. Doch dann wird Kerim getötet und Tatiana geklatscht und die Zuseher vergessen, dass die drei es ohnehin nie aus dem Zug geschafft hätten. Als Tatiana trotz Schläge keine Lust hat, die Wahrheit zu sagen, belässt es Bond bei einer scharfen Verwarnung.
Grant überwältigt nun Bond und offenbart zum ersten Mal, dass Spectre hinter allem steckt. Dieser Twist kommt für den Zuseher nicht so überraschend wie geplant, da wir ja schon von Anfang an wussten, wer dahinter steckt. Bond ist der einzige, der keine Ahnung hat. Da er noch nicht einmal selbst darauf kommt, sondern vom Bösen aufgeklärt werden muss, verfällt auch keiner in Lobgesänge. Bond ködert nun Grant mit Geld. Obwohl Spectre jeden tötet, der sie Verrät, geht Grant auf die Falle ein. Anfangs stellte ich nur die Arbeitsbedingungen bei dieser Firma in Frage, doch nun wissen wir auch, dass sie weit unter dem Kollektivvertrag für Schurken zahlen.
Bond tötet Grant und bringt die Lektor und Tatiana nach Venedig, wo ihnen Klebb auflauert. Tatiana hofft inzwischen tatsächlich auf einen Ring auf ihrem Finger, tötet Klebb und die Mission wird erfolgreich abgeschlossen.
Hätte Bond Tatiana gesagt, dass Spectre hinter alledem steht, hätte sie ihm von Klebb erzählt und einen Mordversuch schon präventiv verhindert. Hätte Grant mit Bond kein Aufklärungsgespräch geführt, hätte Spectre wahrscheinlich gewonnen. Bisher hat die unfassbar kompetente Organisation noch keine Mission erfolgreich ausgeführt. Doch ich bin sicher, dass sie dies im nächsten Teil schafft.

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Ein Kommentar zu James Bond – Liebesgrüße aus Moskau (Die Geschichte von)

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