Star Trek 10 – Nemesis (Die Geschichte von)

Nach gefühlt 700 Staffeln und der Wiederbelebung von Rikers Libido im letzten Teil, heiratet er endlich Diana Troi. Gordi wird melancholisch, Worf ist besoffen und schon wieder wird ein bisschen gesungen. Anschließend ist die Feier auf Betazed geplant, bei der alle nackt sind. Entwarnung, dieser Teil ist kein Porno mit Grannys und die Szenen werden zum Glück nicht gezeigt.
Die Enterprise hat nämlich etwas viel Besseres zu tun, denn auf dem Weg empfängt sie ein positronisches Signal. Es hinterfragt später natürlich niemand, wie genau verstreute Körperteile eines Androiden ein Signal in das Universum brettern können. Atmosphäre und so. Der Weg führt sie in die Nähe der romulanischen Neutralen Zone, wo man denken sollte: Null Problemo.
Inzwischen wurde CGI erfunden und das wollte auch gezeigt werden. Das Lustige daran ist, dass bei der Originalserie das Beamen implementiert wurde, da sie zu wenig Budget für die Landeszenen hatten. Nun muss dieser praktische Mist immer wieder negiert werden, damit man eben tolle Landungs- und Fluchtmanöver zeigen kann. Also tauchen immer wieder plötzlich unliebsame Stürm oder unfreundliche Subraumanomalien auf, von denen nachher wieder niemand etwas wissen will. Picard vergisst erneut sein Alter und imitiert wieder einmal Captain Kirk. Er ist nämlich hauptsächlich für die Action und auch ein bisschen für die Erotik zuständig, während Riker auf der Brücke bleiben muss und nicht mitspielen darf. Es scheint Picard jedoch ziemlich viel Spaß zu machen. Sie klauben die Körperteile des Androiden zusammen, finden den Kopf natürlich als letztes und siehe da, es ist ein Data. Natürlich muss man sich einem körperlosen Kopf bewaffnet nähern, immerhin könnte er ja beißen. Dann würde sofort in die Fresse gefasert werden.
Picard wittert ob der offensichtlichen Falle Gefahr und meint: „Hier scheint etwas nicht zu stimmen.“ No shit Sherlock? Vollkommen überraschend werden sie angegriffen. Sie konnten die einzelnen Körperteile von Lichtjahren entfernt im Universum aus auf einem Planeten im Sand vergraben orten, aber die gigantische Armee hinter der nächsten Sanddüne haben sie nicht bemerkt. Nach einer netten Actionszene sind sie wieder auf der Enterprise und setzten Befor, Datas Vorgänger zusammen. Und auch der ist lustig. Datas Erinnerungen werden auf den leicht beeinträchtigten Androiden übertragen, was so ziemlich jeder Direktive der Föderation widersprechen dürfte. Data ist ein selbsterkennendes Individuum und wird hier easy cheesy kopiert. In welchem Universum würde Picard das je zulassen? Antwort: Genau in diesem, denn sein Klon Shinzon hätte damit wahrscheinlich keine Probleme.
Plötzlich klingelt Admiral Janeway an der Tür, die nichts Sinnvolles zur Geschichte beizutragen hat. Riker muss seine Flitterwochen verschieben, denn Picard soll sich mit Shinzon, dem neuen Führer des romulanischen Reichs, treffen. Sie bummeln also los und nach längerem Warten enttarnt sich plötzlich ein absolut überbewaffnetes Schiff vor ihnen. Picard lässt die Schilde unten, was sein Verantwortungsbewusstsein seiner knapp eintausend Mann starken Besatzung verdeutlicht.
Er trifft seinen Klon Shinzon, der das romulanische Reich übernommen hat. Und so toll die Grundidee auch ist, schmilzt an dieser Stelle der Plot wie Eis in Lava. Shinzons Geschichte ist so einfach wie logisch und lückenlos: Die Romulaner wollten Picard bei Gelegenheit gegen den Klon ersetzen, um einen Spion in der Föderation zu haben. Doch dann hat die Regierung gewechselt und der Knabe sollte auf Remus in einem Straflager sterben. Die Remouladen sind die Sklaven und gleichzeitig die Krieger der Romulaner. Shinzon war dem Tode geweiht, hatte jedoch einen Protegé und ganz brav geschuftet, weshalb er jetzt der menschliche, ich wiederhole und betone menschliche Anführer der Romulaner ist. Da bleiben keine Fragen mehr offen. Dass er mit der verbotenen Thaleronstrahlung, im Gegensatz zu den zahlreichen erlaubten tödlichen Strahlungen, den gesamten Senat ausgelöscht hat, scheint niemanden zu interessieren. Allerdings muss ich gestehen, dass es die Politiker auch wirklich verdient haben. Der Anschlag war nach der Hasspredigt vollkommen offensichtlich und hat so lange gedauert, dass sogar eine Schildkröte mit Arthritis den Raum hätte rechtzeitig verlassen können. Aber das Leben ist kein Ponyhof und die Romulaner sind nicht die Wendy und jetzt ist eben Shinzon an der Macht. Er erzählt, dass er die Befreiung der Remouladen und allumfassenden Frieden möchte. Lieber Autor: Merkst du selber oder? Beim Gespräch erfahren wir endlich, warum Picard so gut hören kann und er und Data haben jetzt beide einen Zwillingsbruder.
Shinzon wurde jedoch mit einem Ablaufdatum erschaffen. Was genau war jetzt nochmal der Plan der Romulaner? Sie wollten einen Klon erschaffen, der den alten Picard ersetzen sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass sich sein Aussehen durch ein komplett anderes Leben wohl dezent unterschieden hätte, selbst bei überdurchschnittlichem Alkohol- und Zigarettenkonsum hätte er sein Vorbild alterstechnisch wohl nicht so schnell eingeholt. Jetzt erfahren wir, dass er so konstruiert wurde, dass er schon in jungen Jahren stirbt. Also hätte er Picard nach dem eigentlichen Plan schon längst ersetzen müssen. Haben die geglaubt, dass es niemandem auffällt, wenn sein Captain plötzlich wieder knapp vierzig Jahre jünger ist?
Nun kommt die große Überraschung, denn Shinzon will gar keinen Frieden, sondern die totale Vernichtung. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Befor ist sein Spitzel und Picard wird entführt. Data rettet seinen Captain als Befor verkleidet, hat jedoch nur einen Heimkehrknochen, Beam-me-up-Scotty-Chip eingesteckt. Die mistigen Dinger bekommt man leider nur, wenn man nackt satanische Rituale auf Kohlen tanzt und dabei Lieder von Andreas Gabalier singt. Letztendlich fliehen die beiden doch mit dem Millennium Falcon durch den Todesstern. Obwohl der Flug durch die engen Korridore für Data wohl kein großes Problem wäre, lässt sich Picard den Spaß nicht nehmen.
Und wieder ein schönes Beispiel für Picards Verantwortungsbewusstsein. Nachdem Shinzon droht die Enterprise zu vernichten und bereits mit fünfhundert Phasern und Torpedos auf das Schiff zielt, schlendert unser Captain melancholisch aus seinem Zimmer und zählt die Knochen an Worfs Stirn. Aber er ist cool und hat Stress einfach nicht nötig. Der Kampf beginnt und die Romulaner kommen zu Hilfe, was keinen nennenswerten Effekt hat. Ron Perlman vögelt Dianas Psyche und entert mit einer Handvoll Leuten das tausendmannstarke Schiff. Und hier beginnt das Kapitel „Alte Männer im Weltraum sorgen für Action.“ Riker verfolgt auf der Enterprise alleine Ron Perlman, was wohl in keinem Universum eine gute Idee wäre und liefert sich mit ihm eine saftige Schlägerei. Das Ganze wirkt ein wenig erzwungen, doch wer in Star Wars 7 das Treffen von Ben und Han gesehen hat, den sollte nichts mehr erschüttern. „Mein Todesplanet wird angegriffen, also verlasse ich die Kommandozentrale und gehe alleine über eine lange Brücke am Arsch der Heide, wo zufällig mein Vater wartet.“
Die Zeit wird knapp, also donnert Picard mit der Enterprise in Shinzons Schiff. Holla die Waldfee – nicht Admiral Holdo. Nun kommt die absolut geniale Gegenaktion. Nachdem bei dem Angriff offensichtlich alle 52 Destruktorbänke und die 27 Photonentorpedos zerstört wurden, greift Shinzon nun mit seiner Thaleronwaffe an, die sich ganz vorne befindet und als einzige heilgeblieben ist. Absolut nachvollziehbar. Das Schiff benötigt genau sieben Minuten, bis die Flügel ausgefahren sind, die Waffe aufgeladen ist und Shinzon sein Nachtkästchen geschwängert hat. Genau genug Zeit, damit Picard nun alleine auf das andere Schiff beamen kann, wo es zum Endkampf kommt. Dies wirkt ein wenig erzwungen, doch wer in Star Wars 7 … Ach, lassen wir das. Picard reißt einen kleinen Strahlträger aus der Wand, keine Ahnung woher er die Kraft hat, aber wir hätten es sicherlich in Teil 11 erfahren, und tötet Shinzon. Data folgt, trödelt herum, hat noch immer nur einen Beamchip dabei, rettet seinen Captain und muss sich selbst opfern. Dies wirkt etwas erzwungen, doch Spiner hatte keine Lust mehr auf die Rolle. Das hat super funktioniert. Wir weinen um den toten Data, der später in der Picardserie wieder vollkommen überraschend auftaucht. Ne, ist klar.
Star Trek Nemesis ist ein würdiges, repräsentatives Ende vor dem Reboot der Saga und spiegelt gut den holprigen Weg des Franchises wider. Die schauspielerische Leistung von Patrick Stewart, Tom Hardy und die Erscheinung von Ron Perlman sind beeindruckend und wie immer blutet mir das Herz, wenn ich Brent Spiners geniale Kunst sehe, der noch immer kein Hollywoodstar ist. Alles, was wir für die Überraschungseffekte benötigen, wird vorher sinnvoll aufgebaut und kommt nicht einfach dann, wenn man es benötigt. Diana wird mental vergewaltigt und rächt sich, Bevor wird durch Data ersetzt, der Beamchip und viele mehr. Und die neue Enterprise sieht einfach wirklich nice aus. Und trotzdem hat es wieder nicht geklappt.

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