Fast & Furious 9 (Die Geschichte von)

Gebbi präsentiert euch die kohärente und strukturierte Geschichte von Fast & Furious 9.
1989 wird Vater Toretto bei einem Rennen durch einen Konkurrenten angestupst, woraufhin sein Auto explodiert und sich sein Körper vervielfältigt. Dom brettert dem Konkurrenten einen Schraubenschlüssel über den Kopf, wird festgenommen, erfährt, dass vielleicht sein Bruder Jakob am Tod des Vaters schuld ist, wird freigelassen und fährt mit ihm ein Rennen um die Zukunft ihrer Familie. Bei all dem geschwülstigen Geseire seit so vielen Jahren über die Family erfahren wir jetzt, dass Dom seinen eigenen Bruder verstoßen hat. Respekt. Sie fahren los, wieder wird der Spruch „Zu früh“ bemüht, Jakob verliert, fährt ganze acht Teile einfach weiter, dreht für Teil neun endlich um und kehrt als Antagonist zurück.
Dom spielt in der Gegenwart mit seinem Sohn Mechaniker, als plötzlich die Gang auftaucht. Sie besteht, präzise gesagt, aus inzwischen austauschbaren Spezialisten, die alles besser als andere können, so lange sie nur zu Doms Familie gehören. Das ist wie beim Undertaker, der in seinen Heldenphasen immer ein super Wrestler war und all seine Fähigkeiten verloren hat, wenn wer zur dunklen Seite wechselte. Doch zumindest hatte der Dead Man stets eine Charakterentwicklung.
Mr. Nobody hat Cipher gefasst, doch seine Maschine wurde angegriffen und ist in Zentralamerika abgestürzt. Das Team macht sich auf den Weg, keine Ahnung wie sie problemlos Fahrzeuge und Waffen in ein zentralamerikanisches Land bringen, und erreichen sogleich die Absturzstelle. In einem Behältnis finden sie eine mysteriöse Halbkugel und werden postwendend von Militärs angegriffen, die selbst den Mount Everest nicht treffen könnten, wenn sie draufstehen würden. Während knapp 200 Soldaten, eng im Kreis um Roman aufgestellt, zielsicher an ihm vorbeiballern, fängt statt seines Körpers mein Hirn langsam zu bluten an.
Noch immer kennt das Team keine Headsets und kommuniziert während der krassesten Stundmanövers lieber via Walki Talki, während sie durch ein Minenfeld brettern. Dann schlagen noch wenige Zentimeter entfernt Raketen ein, doch da sie Explosionen einfach gekonnt ignorieren, kann ihnen natürlich nichts passieren. Das alles ist so absurd, dass sich sogar die Protagonisten selbst über den Quatsch wundern. Roman spricht den Schwachsinn an und das reicht dann auch als Erklärung. Schließlich kommt auch noch Jakob zur Party und offenbart sich als der Bösewicht. Er klaut die Halbkugel, zankt sich ein wenig mit Dom und entkommt mit einem Flugzeug.
Eigentlich ist es Energieverschwendung darauf hinzuweisen, was tatsächlich geschehen ist, aber das ist nun einmal das Konzept dieses Formats. Jakob schießt ein Flugzeug der Agency ab, nimmt Cipher gefangen, versteckt sich hämisch kichernd hinter einem Hügel, wartete bis Dom und das Team aus den Staaten kommen, den Behälter öffnen, die Halbkugel holen, greift an und nimmt ihnen das Ding ab. Toller Plan. An ihm ist definitiv kein Manager verlorengegangen. Schließlich vergisst Dom, dass er in einem Auto sitzt und fliegt noch ein bisschen über Mittelamerika. An dieser Stelle möchte ich mich demütigst bei der Physik entschuldigen, die bereits den Planeten verlassen hat. Der gesamte Teil ist wahrscheinlich nur die Fantasie der beiden zickenden Torettokinder, was noch die beste Erklärung für den sogenannten Plot wäre.
Zum Hintergrund: Jakob arbeitete für einen extrem reichen Snob, der blasser kaum sein könnte. Sie haben Cipher entführt, die nun das Projekt Aries, ich glaube sie meinen Ares, offenbart. Dieses Programm kann an einem lauen Sonntagmorgen die Kontrolle über alle Computer der Welt und somit auch alle Waffensysteme übernehmen. Der Plan ist folgender: Jakob besorgt die zweite Hälfte der Kugel und den geheimen Schlüssel, mit dem Ares aktiviert werden kann. Trotz des ganzen Mülls im Weltraum schießen sie ihren eigenen Satelliten in die Erdumlaufbahn und laden anschließend das Virus hoch. Per USB-Stick vor dem Start wäre es schneller gegangen, doch dann hätten wir am Ende keine Dramaturgie. Und irgendwie ist noch der tote Han in die Sache verwickelt.
Bisher noch ein durchdachter Actionstreifen, wird es jetzt ein wenig verrückt. Die Zufälle von Star Wars 7 sind dagegen die Essenz der Mathematik. Der Kontrahent und gleichzeitig Jakobs Ziehvater verrät Dom, dass sich sein Bruder in London befindet. Derweilen vertilgen Letty und Mia irgendwo in Tokyo einen kleinen Snack und treffen ganz zufällig auf den verstorbenen Han. Derweilen bummelt ein Teil des Teams irgendwo in der Weltgeschichte herum und trifft sich ohne Kontext mit Boswell aus Teil drei, der ein Rakentenauto bastelt. Derweilen besucht Dom kontextlos die Shaw-Mutter, trifft sich mit Jakob, lässt sich von irgendwelchen Mädels festnehmen und wird sofort wieder freigelassen. Kling komisch, ist aber so.
Kurz darauf: Das Team, welches gerade noch auf der Welt verstreut war, trifft sich rein zufällig an einem x-beliebigen Ort, an dem unser Langfinger Jakob just in diesem Moment die zweite Halbkugel klaut. Roman haut x-beliebigen Leuten auf der Straße auf die Schnauze und findet rein zufällig Jakobs Fluchtwagen mit einem Super-Duper-Magneten. Dieser wird gleich darauf rein zufällig von Ramsey entführt. So viele Fahrzeuge stehen in unseren Städten heutzutage schließlich nicht rum. Da kann es ja nur das eine sein. Plötzlich ist sogar noch Dom vor Ort, haut seinem Bruder auf die Schnauze und sie nehmen ihn fest.
Im supergeheimen Versteck kommen plötzlich die Mädels mit Han und einer Tusse vorbei, wo ich beim Blick von Vin Diesel nie weiß, ob er sich freut, ihm eine reinhauen möchte oder gegen Blähungen ankämpft. Einfach ein genialer Schauspieler. Han hat für Mr. Nobody gearbeitet und seinen Tod vorgetäuscht, was im 3. Teil eher bescheidenen Sinn macht. Er ist mit dem Mädchen untergetaucht, welche nun der Schlüssel für Ares ist. Der Snob kommt vorbei, entführt die holde Maid und Jakob lässt Dom und das Team lebend zurück. Da ist der Sieg quasi garantiert. Unhöflicherweise befreit sich das Team und Dom versteht endlich, dass sein Bruder nicht für den Tod des Vaters verantwortlich war. Rückschluss: Er hat seinen Bruder ohne Grund Jahrzehnte verstoßen. Was für ein A-Loch?
Es kommt zum Showdown. Anstatt sich zu verbarrikadieren fährt der Snob mit Jakob in einem Konvoi durch eine x-beliebige Stadt und lädt derweilen Ares auf seinen Satelliten hoch. Dom greift mit seinem Team und den Supermagneten den Konvoi an, während zwei Mitglieder mit einem Raketenauto von Boswell in das Weltall fliegen und dort den Satelliten zerstören wollen. Da sie keine Ahnung von Spaceshuttles haben, aber ziemlich gut Autofahren können, klingt dies überaus vernünftig. Sie haben sich Taucheranzüge übergestreift und die Fenster besonders fest hochgekurbelt.
Da die Physik bereits unsere Galaxie verlassen hat, machen die Supermagneten nun genau das, was das Team gerne möchte und so befreien sie kurzerhand die Schlüsselfrau. Der Snob verbündet sich derweilen mit Cipher und hintergeht Jakob noch bevor er gewonnen hat, was der Intelligenz von Willie aus Biene Maja entspricht. Und schon ist die Toretto-Familie wieder vereint. Gemeinsam schlachten sie noch ein paar tausend Polizisten ab, Kollateralschaden eben, die Clowns im Weltall zerstören den Satelliten, sie töten den Snob und treten Cipher in ihren Allerwertesten.
Wir müssen noch einen Spruch zum Abkotzen ertragen und dürfen endlich das Kino verlassen. Im Hinausgehen wird uns noch eine letzte Szene nachgeschmissen, in der Jason Statham beim Schlagsacktraining einen Zahnschutz trägt. Hat er Angst, der Sack schlägt zurück?

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