Star Trek 9 – Der Aufstand (Die Geschichte von)

Star Trek 9 behandelt gleich eine ganze Reihe von gigantischen Themen und wollte offensichtlich über sich hinauswachsen. Picard wird am Anfang durch einen schicken Kopfschmuck lächerlich gemacht und gleich darauf übermenschlich in Szene gesetzt, als er eine Abweichung von zwölf Micronen hören kann. Was für eine Charakterisierung! Nein, wirklich, was für eine Charakterisierung? Ein Mikron ist ein Millionstel eines Meters, also quasi nichts. Hatte unser lieber Regisseur, Commander Riker, keine bessere Idee, um seinen Captain zu inszenieren?
Doch nun zur Handlung: Ein Föderationsadmiral paktiert mit den offensichtlich bösen Son`a und beobachtet in einem Anflug von Voyeurismus das friedliche Volk der Ba`ku. Da wir später erfahren, dass die Son`a von diesem Volk abstammen und sie genau kennen, macht das Peepen nicht wirklich Sinn. Noch ungeschickter ist es, eine auf Logik basierende Lebensform wie Data hinzuzuziehen, der dem moralischen Codex der Sternenflotte folgt, während man diesen gerade ordentlich durchpimpert. Unser Android bekommt wenig überraschend einen moralischen Anfall, verliert die Kontrolle über sich, gibt die Tarnung der Voyeure preis und attackiert das Schiff der Son`a. Dadurch wird Picard auf den Plan gerufen, der dem Admiral bald in die Suppe spucken wird. Er fliegt zum Planeten der Ba`ku, singt mit Data ein flottes Lied – Respekt an dieser Stelle für die Gesangsleistung – und stürzt mit seinem Androiden ab. Er kann den drohenden Tod im letzten Moment abwehren, indem er die äußerste Notfallenegie auf die Trägheitsdämpfer umleitet. Wer kennt sie nicht? Welche Sicherheitsstufen der Energie gibt es eigentlich bei der Sternenflotte? Normale Energie, Reserveenergie, Notfallenergie, äußerste Notfallenergie und die Energie, wenn es schon zu spät ist?
Picard beamt mit seiner Crew und gezückten Phasern zu den pazifistischen Ba`ku, die keiner Fliege einen Flügel krümmen. Warum wurden sie nicht vom Admiral gerettet? Das Volk offenbart, dass sie über Technologie verfügen, welche sie jedoch im täglichen Leben nicht einsetzen. Wahrscheinlich haben sie einfach keine guten Videospiele. Doch nach Datas moralischem Anfall behandelt der Film nun die Kindheit, das Aufwachsen und die Divergenz zwischen natürlichem Leben, Maschinen und dem Androiden.
Picard wird langsam ob der unzähligen Ungereimtheiten stutzig. Nach einer Woche Spionage hätte sogar die Sternenflotte bemerken müssen, welche Unschuldslämmer sie hier beobachtet. Bereits nach kurzen Recherchen erkennt er, dass die Ringe um den Planeten jedes Leben bis zum perfekten Zeitpunkt verjüngern. Der Admiral möchte die 600 Ba`ku mit einem Holoschiff umsiedeln, damit die Son`a ihre gigantische Weltraumspritze injizieren und die Verjüngung damit für die gesamte Föderation medizinfähig machen können. Wieder ein interessanter Punkt: Darf man 600 Wesen umsiedeln und ihrer Unsterblichkeit berauben, wobei man beachten muss, dass sie den Planeten besetzt haben, um Generationen des gesamten Weltalls ein besseres Leben zu ermöglichen? Und was wären die Konsequenzen von ewiger Jugend? Vielleicht fällt euch inzwischen auch langsam auf, dass all diese Themen für einen einzelnen Film ganz schön viel Tobak, möglicherweise sogar ein wenig zu viel sind.
Picard reiß sich eine Romanze auf und umgeht somit die moralische Frage, welche wie ein Elefant im Raum steht. Er setzte sich ab sofort bedingungslos für die Ba`ku ein und seine gesamten Offiziere desertieren gleich mit. Sie bringen die Ba`ku auf dem Planeten in Sicherheit, damit der Admiral das Verfahren nicht einleiten kann, da er sie sonst töten müsste. Auf der Flucht werden immer wieder Bewohner zur Umsiedlung weggebeamt. Diese Szenen erinnern an die Judenvertreibung aus Israel, die Verfolgung durch die Nazis und an Konzentrationslager, müssen jedoch weitgehend pazifistisch bleiben, da der Streifen eine Freigabe ab zwölf Jahren wollte. Bei solchen Themen sollte man sich vielleicht doch eher ausschließlich an Erwachsene richten.
Der Admiral dreht nun vollkommen durch und lässt die Son`a die Enterprise angreifen. Bei der Kompetenz unserer Crew müsste er wissen, dass dies ihr sicherer Tod ist. Sollten sie wider Erwartend erfolgreich sein, wie genau möchte er der Föderation die Vernichtung vom Flaggschiff Enterprise wegen einer Umsiedlung von 600 Pazifisten erklären? Schließlich werden Picard und seine neue Freundin festgenommen. Sie erkennen, dass die Son`a die Kinder der Ba`ku sind, die sie wegen einem technisch bedingten Zwist vor einhundert Jahren verstoßen haben. Viel zu spät begreift jetzt auch der Admiral, dass der Pakt nicht unbedingt optimal war und er sich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Die Son`a glätten sein Gesicht und er ward nie wieder gesehen. Klingt komisch, ist aber so.
Zur Ablenkung greift Data erneut das Son`a Schiff an, um die Brückencrew auf das Holoschiff zu beamen. Merkt ihr wie genial das Holoschiff zuerst eingebaut wird und nun für den Wow-Effekt sorgt? Klappt aber leider nicht. Bei diesem Teil blutet mir das Herz. Ich weiß genau, worauf sie hinaus wollten, doch es ist viel zu wenig Zeit für so viele gigantische Themen und der Streifen hat ein gewaltiges Inszenierungsproblem. Vielleicht sollten nicht immer die Schauspieler den Regisseurstuhl übernehmen, sondern Profis ranlassen. Picard verhindert die Zerstörung des Planeten, während sich die Föderation besinnt und die Ba`ku nicht mehr umsiedeln möchte. Obwohl das Wort „aussetzen“ in der Erklärung einen Hauch von vorübergehend, also vorerst mal nicht umsiedeln, hat.
Leider bleiben am Ende etliche Fragen. Warum greift Data mit einem Shuttle ein Son`aschiff an, wenn diese angeblich sogar der Enterprise gewachsen sind? Die Schreiber bemühen sich noch nicht einmal zu erklären, warum Worf nicht auf Deep Space Nine und dafür Data nicht auf der Enterprise sind. Warum greift der einzelne Son`a-Attentäter die Crew der Enterprise auf dem Planeten an? Damit Picard auch ganz sicher weiß, dass seine Rasse die Bösen sind? Hätte er sie getötet, hätte sich die Föderation einschalten müssen und der Plan wäre schon am Anfang gescheitert. Ich glaube nicht, dass man im 23. Jahrhundert noch Papierkram sagt. Das klingt heute schon falsch. Und sollte es nicht irgendwelche Auswirkungen haben, wenn die Enterprise ihren Warpkern abwirft? Nö, sie fliegt ohne Probleme weiter bis zur Kommunikationsgrenze und wieder zurück. Alles irgendwie wirklich schade.

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